Überfall auf Postamt: Prozess vertagt

Der Prozess gegen zwei Männer nach einem Raubüberall auf ein Postamt wurde vertagt. Einer der Männer soll 2009 ein Postamt ausgeraubt haben, in dem sein mutmaßlicher Komplize arbeitete - erbeutet wurden mehr als 250.000 Euro.

Ein fast acht Jahre zurückliegender Überfall auf ein Postamt in Wien-Ottakring ist am Dienstag am Landesgericht für Strafsachen verhandelt worden. Ein mit einer täuschend echt aussehenden Spielzeugpistole bewaffneter Täter hatte am 6. Oktober 2009 nicht weniger als 264.000 Euro erbeutet. Er hatte einen „heimlichen“ Helfer - ein Postangestellter war eingeweiht und unterstützte ihn nach Kräften.

Mutmaßlicher Täter in Deutschland in Haft

Nun mussten sich die beiden Männer vor einem Schwurgericht verantworten. DNA-Spuren hatten die Behörden auf die Spur des mutmaßlichen Räubers geführt. Der bewaffnete Mann hatte am Tatort seine Fingerabdrücke hinterlassen.

Wie sich herausstellte, handelte es sich dabei um einen gebürtigen Georgier, der in Deutschland zwischenzeitlich wegen sieben Raubüberfällen zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren und neun Monaten verurteilt worden war. Nachdem er diese verbüßt hatte, wurde der 35-Jährige den österreichischen Strafverfolgungsbehörden übergeben.

Komplize von Unbekannten gezwungen

Dass der Räuber im Postamt von einem Angestellten unterstützt wurde, zeigte sich bei der Auswertung des Mobilfunkverkehrs des Georgiers. Die ermittelnden Kriminalisten stellten fest, dass der Täter mit dem jungen Mann vor dem Überfall SMS ausgetauscht hatte. Damit konfrontiert, legte der 30-Jährige, der 2010 seinen Dienst bei der Post quittiert hatte und seither als Buslenker beschäftigt ist, ein Geständnis ab. Er gab zu, am Raub beteiligt gewesen zu sein, behauptete jedoch, er sei dazu praktisch gezwungen worden.

Diese Verantwortung hielt der von Verteidiger Alexander Philipp vertretene Ex-Postler nun auch vor den Geschworenen aufrecht. Hinter der Tat habe ein gewisser „Hakan“ gestanden, den er in einer Bar in der Wiener Innenstadt kennengelernt hätte. Dieser habe dort mit Geld um sich geschmissen, ein sündteures Auto gefahren und damit sein Interesse geweckt.

Nach mehreren Gesprächen habe „Hakan“ ihn eines Tages gefragt, ob er „schnelles Geld“ machen wolle. Das habe er bejaht, erklärte der 30-Jährige. Daraufhin habe „Hakan“ ihm erklärt, dass er bei einem Diebstahl in seiner Filiale mithelfen müsse. „Ich war schockiert“, erzählte der frühere Postangestellte. „Hakans“ Leibwächter hätten ihn aber „ein bisschen zusammengeschlagen“ und damit letzten Endes dazu gebracht, sich auf die schiefe Bahn zu begeben.

Opfer leidet an Belastungssyndrom

Der Darstellung des 30-Jährigen zufolge soll Hakan in weiterer Folge den mitangeklagten Georgier als Räuber nominiert haben. Kurz vor Geschäftsschluss gelangte der mutmaßliche Täter über den Hintereingang in die Filiale. Die Angestellten wurden bedroht, mit Klebebändern gefesselt, wobei der eingeweihte Postler zum Schein das Opfer mimte und so tat, als würde er Anweisungen des Bewaffneten umsetzen. Eine weibliche Angestellte, die insgesamt drei Mal überfallen wurde, ist seit mehreren Jahren berufsunfähig. Sie leidet an einem posttraumatischen Belastungssyndrom.

Der Georgier bekannte sich schuldig, behauptete jedoch, er sei davon ausgegangen, dass sämtliche Angestellte vom Überfall wussten und das Ganze eine Inszenierung war. Auch der 35-Jährige versicherte, er habe sich vor „Hakan“ gefürchtet. Von letzterem fehlt jede Spur. Der angebliche Strippenzieher konnte bisher nicht ausgeforscht werden.

Fortsetzung im Oktober

Der Prozess wurde auf 16. Oktober vertagt. Eine weitere Zeugin muss vernommen werden, außerdem kommt noch ein psychiatrischer Sachverständiger zu Wort.

Der Verbleib der Beute von 264.000 Euro ist ungeklärt. Der georgischstämmige Räuber behauptet, er habe bis auf 14.000 Euro alles dem unbekannt gebliebenen angeblichen Hintermann namens „Hakan“ abgeliefert. Der ehemalige Postangestellte, der bei dem Überfall mitgemacht und dafür eigenen Angaben zufolge 20.000 Euro versprochen bekommen hatte, will gar nichts erhalten haben.