NS-Mahnmal auf Aspangbahnhof eröffnet

Ein Mahnmal auf dem Areal des früheren Aspangbahnhofs erinnert ab sofort an 47.035 Menschen, die Nationalsozialisten von hier aus in Konzentrationslager transportieren ließen. Es sei eine Zeit ohne Gnade gewesen, sagte ein Zeitzeuge.

Auf das Grauen der Vergangenheit nimmt das Mahnmal im Leon-Zelman-Park direkt Bezug: Auf einer Länge von 30 Metern verlaufen - parallel zur Aspangstraße - zwei konisch sich verengende Betonschienen am Boden, die die Gleisstränge der in den 1970er Jahren endgültig abgerissenen Verkehrsstation darstellen sollen.

Der jüdischen Tradition entsprechend können zum Gedenken der Toten kleine Steine auf das Mahnmal gelegt werden. Der Entwurf für das Deportationsmahnmal stammt vom Künstlerduo Prinzgau/Podgorschek. Er wurde im November 2016 durch eine von Kunst im öffentlichen Raum (KÖR) eingesetzte Jury zum Wettbewerbssieger erklärt. Für die Umsetzung, die ab dem Frühjahr erfolgte, stellte die Stadt 330.000 Euro zur Verfügung.

Erinnerung an „Zeit ohne Gnade“

„Die Schoah hat nicht nur in fernen Vernichtungslagern stattgefunden“, sondern eben auch „mitten in der Stadt, vor den Augen der Bevölkerung“, betonte Historikerin Heidemarie Uhl. Sie erinnerte an die 47.035 Deportierten, die in 47 Transporten - die überwiegende Mehrheit fand in den Jahren 1941/42 statt - per Zug in die Vernichtungslager geschickt worden waren. Nur 1.073 Menschen überlebten - mehr dazu in Aspangbahnhof: Mahnmal für NS-Opfer geplant. Zahlen, die auch am Denkmal aufgebracht sind.

Die Familie Schrott wurde zuerst ins Ghetto Theresienstadt, dann nach Auschwitz, dann in ein Nebenlager von Dachau gebracht. Mutter und Sohn überlebten, der Vater kam ums Leben.

Einer der wenigen, die zurückgekommen sind, ist Herbert Schrott. Der Zeitzeuge sprach bei der Eröffnung des Mahnmals vor allem vom Spott und Hohn der Wiener, der ihm auf dem Weg zum Aspangbahnhof von der Bevölkerung entgegengebracht wurden. „Die Tragödie war damals den Wienern ein Triumph“, es habe „kein Zeichen von Mitgefühl und Menschlichkeit“ gegeben: „Dieses Mahnmal soll an eine Zeit ohne Gnade erinnern.“

„Wichtige Mahnung für Gegenwart und Zukunft“

In eine ähnliche Kerbe schlug Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien: In einer Zeit, in der Antisemitismus wieder im Aufstieg sei und Terrorismus und kriegerische Konflikte wieder zunähmen, sei dieses Mahnmal eine „wichtige Mahnung für die Gegenwart und Zukunft“. Am Schluss der rund einstündigen Zeremonie, bei der auch die israelische Botschafterin in Österreich, Talya Lador-Fresher, kurz das Wort ergriff, wurde mit einem Kaddisch beendet, das von IKG-Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg gesprochen wurde.

Seitens der Politik betonten etwa Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (beide SPÖ) und der grüne Rathaus-Klubchef David Ellensohn, dass das Grauen vor den Augen und auch unter Mithilfe der Wienerinnen und Wiener stattgefunden habe. Im Sinne der Mahnung „Niemals vergessen“ wurde ein Gedenkstein um eine große Tafel ergänzt, die über den Ort informiert. Eine Liste der Deportationszüge mit Datum, Zielort und Zahl der Deportierten sowie eine Landkarte mit den Deportationszielen findet man hier ebenfalls.

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