Einsiedlerpark: Sauna wird Familienbad

Die Badesaison neigt sich dem Ende zu. 2,5 Millionen Gäste haben heuer die städtischen Bäder besucht - um 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Derzeit starten im fünften Bezirk die Arbeiten für den Bau eines neuen Familienbades.

Das „Einsiedlerbad“ in Margareten ist streng genommen gar kein richtiges Bad, sondern eine Sauna. Das soll sich nun ändern. Am Montag begannen die Umbauarbeiten für das elfte städtische Familienbad. Zwei Außen- und ein kleines Innenbecken soll es geben.

Wiener Bad

Wiener Bäder

So soll das neue Einsiedlerbad künftig aussehen (Visualisierung)

Protestieren im Bademantel

Bereits im letzten Jahr war angekündigt worden, dass das Einsiedlerbad umgebaut werden soll. In Bademänteln hatten Saunafans damals gegen eine angeblich geplante Schließung demonstriert. Die Sauna wird nun beibehalten, allerdings in den ersten Stock verlegt - mehr dazu in Viele Ideen für Einsiedlerpark.

Auch in anderen Wiener Bädern tut sich etwas: Der Sommer wurde für umfangreiche Sanierungsarbeiten der Hallenbäder genutzt. Im Simmeringer Bad, Hietzinger Bad, Döblinger Bad und im Amalienbad etwa wurden die Becken und Wasseraufbereitungsanlagen erneuert. Auf den Dächern gibt es jetzt Fotovoltaikanlagen, die Arbeiten sind großteils abgeschlossen. In Simmering bleibt die Schwimmhalle noch bis Mitte Oktober gesperrt.

Das Erbe des „Roten Wien“

Die Wiener Bäder sind stark mit der Geschichte des „Roten Wien“ verknüpft. Denn bereits Ende des 19. Jahrhunderts herrschten in den Massenquartieren der Arbeiter so schlechte hygienische Zustände, dass die Stadtverwaltung aus der Not heraus versuchte, dem Problem mit Volksbädern zu begegnen. Schnell war der Andrang in die günstigen Bäder so groß, dass die Wasserreservoirs ihn nicht bewältigen konnten.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs entwickelte die sozialdemokratische Regierung neben dem kommunalen Wohnungsbau auch ein kommunales Bäderkonzept. Zahlreiche Frei- und Hallenbäder wurden erbaut, allen voran das Amalienbad. Noch heute ist Wien die Hauptstadt mit den weltweit meisten Bädern.

Familienbäder gegen Krankheiten

Die Familienbäder oder auch Kinderfreibäder waren ein Eckpfeiler des damaligen Bäderkonzept. Der Arzt und Politiker Julius Tandler hatte die Idee aus sozialen und gesundheitspolitischen Gründen entwickelt. Durch gratis Bademöglichkeiten für Kinder aller Gesellschaftsschichten zwischen sechs und 14 Jahren hoffte man Krankheiten vorzubeugen.

Ganz in der Nähe des heutigen Einsiedlerbades entstand schließlich das erste Kinderfreibad im Auer-Wels-Park im Jahr 1919. In der Zwischenkriegszeit gab es einen wahren Boom dieser Bäder. Im Krieg wurden viele von ihnen zerstört, trotzdem erreichte die Anzahl in den 70er-Jahren mit 32 Familienbädern ihren Höhepunkt. Erst als es sich immer mehr Leute leisten konnten, Sommerurlaub am Meer zu machen, ging die Nutzung zurück und viele Standorte mussten schließlich geschlossen werden. Nun geht der Trend wieder in die andere Richtung.

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