„Tagespresse“ im TV: Vorwahlzeit „herrlich“

Das seit vier Jahren aktive Wiener Satireportal „Die Tagespresse“ startet am Dienstag mit einer eigenen Fernsehsendung. Die Vorwahlzeit sei für den Start „herrlich“, so die Macher. „Es ist eine Spielwiese für uns.“

Die aktuelle Vorwahlzeit sei die beste Zeit, um mit der Sendung zu starten, meinte Moderator Joachim Brandl im „Wien heute“-Interview. „Es ist angerichtet, und wir brauchen uns nur noch zu bedienen.“ Neben den Spitzenkandidaten für die Nationalratswahl würden alle in der Sendung vorkommen, „die danach schreien“.

Das neue Format trägt den Titel „Tagespresse aktuell“ und läuft im Rahmen der ORF-Dienstagnacht nach „Willkommen Österreich“. Am Beginn stehen zwölf Episoden zu jeweils gute 20 Minuten, die jeweils um 22.55 Uhr starten. Schauspieler und Kabarettist Brandl schlüpft dabei in die Rolle des Anchorman mit dem Namen Joachim Fuchs.

„Übertreibung macht Missstände sichtbar“

„Man darf sich eine Art Zeit im Bild erwarten, wo auf den ersten Blick überhaupt nichts stimmt“, verriet „Tagesprese“-Gründer Fritz Jergitsch. „Aber wenn man dann länger darüber nachdenkt, merkt man, da ist doch immer ein Körnchen Wahrheit dabei.“ Damit führe man eine lange Tradition der Satire weiter: „Satire macht ja nichts anderes, als Dinge zu übertreiben und so Missstände sichtbar zu machen.“

Grundsätzlich orientiere man sich an seriösen Nachrichtensendungen orientiert, „weil wir uns ja auch selbst als seriöses Medium verstehen“, so Jergitsch. Man bringe einen Mix aus aktuellen Meldungen, Reportagen und Interviews. Für die erste Sendung habe man bereits Teile vorproduziert, vieles würde jedoch erst im letzten Moment geschrieben. „Wir haben auch bei der Website gemerkt: Satire muss möglichst aktuell sein, um die Leute in ihrem Gefühlszustand möglichst gut zu erreichen“, erklärt Jergitsch.

„Bösartigkeit ist Nebenwirkung“

Gesendet wird aus einer Art Küche - oder wie es Moderator Brandl sieht: „Weil unser Budget so groß ist, haben wir uns gedacht, wenn schon, dann richten wir es uns richtig gut ein. Wir haben auf der einen Seite unser Nachrichtenstudio - und auf der anderen Seite eine volleingerichtete Küche für die Pausen.“

Die Gründung der „Tagespresse“ ist nun bereits vier Jahre her. Und mit derzeit werde er immer bösartiger, beobachtet Jergitsch. Das sei „eine Nebenwirkung der Abgestumpftheit, die man langsam kriegt, wenn man vier Jahre lang Satire schreibt.“ Er empfinde etwa fast eine „sadistische Freude“ bei diversen Aktionen von US-Präsident Trump, „weil ich dann immer schon an die ganzen Witze denke, die ich machen kann.“ Gleichzeitig mache er sich als Bürger und Wähler natürlich auch Sorgen.

Suche nach den schönsten Toiletten

Die neue Fernsehsendung basiert lose auf dem Bühnenstück, das im Rabenhof zu sehen war - mehr dazu in „Die Tagespresse“ im Theater. Neben einem aktuellen Meldungsblock gibt es auch wiederkehrende Rubriken. Man geht mit „9 Orte, 9 Aborte“ auf die Suche nach den schönsten Toiletten des Landes („Der neue heiße Scheiß aus dem ORF“) und setzt auf Rubriken wie „Heimat, Heimat, Heimat“ als Magazin für „die Mehrheit“ oder „Promi-Interviews“ mit Magda Kropiunig. Neben Jergitsch sind auch Sebastian Huber und Jürgen Marschal im Team, die auch hinter „Die Tagespresse“ stehen, die auf jährlich rund zwei Millionen Aufrufe verweisen kann.

Links:

• „Keusches Känguru“ als Schönborn-Parodie (wien.ORF.at)
• Die Tagespresse