Erstochene 14-Jährige wohnte in Krisenzentrum

Die 14-jährige Afghanin, die in der Früh in Wien-Favoriten erstochen worden ist, hat zuletzt in einem Krisenzentrum des Jugendamts gewohnt. Sie habe sich zuhause „unter Druck“ gefühlt. Ihr 18-jähriger Bruder gestand die Tat.

Die 14-Jährige sei vergangene Woche von zuhause ausgezogen, weil sie sich zu sehr eingeengt und „unter Druck“ gefühlt habe, sagte Petra Mandl, Sprecherin des Jugendamts (MA 11). Dabei sei es um „nicht fortgehen“ und „nicht mit Freundinnen treffen“ dürfen gegangen, schilderte Mandl. Sie habe sich „in der Wohnung eingesperrt“ gefühlt und offenbar immer wieder eine ältere Schwester „als Aufpasserin“ zur Seite gestellt bekommen.

Das Mädchen habe selbst um Aufnahme in einem Krisenzentrum ersucht. Die Eltern hätten sich mit der Unterbringung einverstanden erklärt und sich kooperativ gezeigt, sagte die Sprecherin. „Die Mutter hat sogar Gewand vorbeigebracht.“

„Attacke völlig überraschend“

Nie habe die 14-Jährige angesprochen, dass sie Angst vor ihrer Familie habe oder sich körperlich bedroht fühle. Daher habe augenscheinlich nichts dagegen gesprochen, dass sie alleine in die Schule geht. Mit dem tatverdächtigen Bruder, der wohl im Familienverband gelebt hat, habe das Jugendamt keinen Kontakt gehabt. „Die Attacke war für uns nicht vorhersehbar und kam völlig überraschend“, betonte Mandl. „Hätte man gewusst, dass eine Gefahr besteht, hätten man sie nicht alleine gehen lassen.“

Die 14-Jährige hatte schon im vergangenen Sommer Kontakt zum Jugendamt aufgenommen und war auch damals zwischenzeitlich ins Krisenzentrum gezogen, dann aber wieder in die Familie zurückgekehrt. „Zuletzt dürfte der Druck aber wieder stärker geworden sein“, sagte Mandl.

Laut Ersthelfern rund 13 Messerstiche

Montagfrüh war die 14-Jährige allein in die Schule aufgebrochen. Ihr 18-jähriger Bruder soll ihr auf dem Weg aufgelauert und sie in einen Innenhof in der Puchsbaumgasse verfolgt haben. Anrainer hatten laute Schreie gehört und gegen 8.00 Uhr die Polizei gerufen. Die 14-Jährige wurde von den Polizisten und der Berufsrettung Wien noch an Ort und Stelle reanimiert, starb aber am Tatort. Der Blutverlust angesichts der zahlreichen Verletzungen im Bereich von Hals, Brust und Bauch sei zu stark gewesen, so die Berufsrettung. Die Ersthelfer gingen von in etwa 13 Messerstichen aus.

„Die Hintergründe der Tat sind zum jetzigen Zeitpunkt völlig unklar“, so Polizeisprecher Harald Sörös. Die am Montag stattfindende Einvernahme des 18-Jährigen im Landeskriminalamt dürfte wohl zumindest Stunden dauern. Er war zunächst geflüchtet. Rund eine halbe Stunde nach dem Tod seiner Schwester habe er sich jedoch auf einer Polizeiinspektion gestellt und die Tat gestanden, sagte Sörös.