Filmmuseum: Neuer Leiter will Dependance

Das Österreichische Filmmuseum hat ab heute einen neuen Leiter: Michael Loebenstein will die Bedeutung des Hauses als wissenschaftliche Einrichtung herausstreichen. Zudem träumt er von einer Dependance des Filmmuseums.

55.000 Besucher zählt das Filmmuseum mit seinem Kinosaal in der Albertina jedes Jahr, laut Eigendefinition der bestausgelastete Filmsaal des Landes. „Unsere Ausstellungen finden auf der Leinwand statt“, meint Loebenstein stolz. Er will auch künftig eine „ernsthafte und dennoch lustvolle Auseinandersetzung mit dem Kino“ bieten.

„Wir sind ein Museum, keine Zerstreuungsanstalt“

Die Mischung aus wissenschaftlicher und volksbildnerischer Aufgabe und hohem künstlerischen Anspruch wolle er noch einmal verstärken. „Unsere Vermittlungsaktivitäten, etwa mit Schülern - über die viele Wiener gar nicht Bescheid wissen - sind riesig und werden europaweit als Leuchtturmprojekte wahrgenommen.“ Trotzdem soll das Filmmuseum ein Ort sein, an dem jeder hingehen könne, um „großartige Filme, etwas was außerhalb des Kommerzes liegt, sehen zu können“.

Dabei gelten Grundregeln, die auch Loebenstein nicht aufweichen wird: „Bitte nicht jausnen im Saal. Wir haben keine Werbung. Handy bitte wirklich ausschalten, weil nichts ist schlimmer, wie wenn vor einem ein Display im Dunkeln leuchtet, weil jemand Facebook-Updates macht. Wir sind ein Museum, keine Zerstreuungsanstalt“.

Alexander Horwath (L) und  Michael Loebenstein

APA/Herbert Neubauer

Alexander Horwath übergibt das Filmmuseum nach 16 Jahren an Loebenstein

Loebenstein will sich stärker mit anderen Kinos, Museen und Universitäten vernetzen. Und er möchte aus der Innenstadt auch in andere Bezirke blicken, etwa in die neu entstandenen Stadtteile wie die Seestadt Aspern oder das Viertel rund um den Hauptbahnhof. Da sind neue Projekte denkbar.

Bibliothek mit drei Sitzplätzen

Loebenstein ist nun auch der Hüter von 31.000 Filmkopien, dem Schatz des Filmmuseums. Viele Filmrollen liegen in Stellagen in gekühlten Räumen. Die Nitrofilmbestände, das frühe Filmmaterial, das leicht entflammbar ist, liegt in einem Sicherheitsbunker, der gemeinsam mit dem Filmarchiv Austria genutzt wird. Zudem verfügt das Filmmuseum über die größte Filmbibliothek des Landes, so Loebenstein.

Er hat auch den Platzmangel seines Vorgängers Alexander Horwath übernommen. Die Räumlichkeiten für Büros, die Mediathek und Bibliothek sind laut Loebenstein völlig unzulänglich: „Es ist tatsächlich wie im Hühnerstall“. Für die Fachbibliothek habe man gerade einmal drei Sitzplätze. Loebenstein wünscht sich daher ein Studienzentrum und Büroräume an einem zweiten Standort außerhalb der Innenstadt. Gut erreichbar sollte der Platz sein. Mit der Stadt ist Loebenstein diesbezüglich bereits im Gespräch.

Michael Loebenstein im Filmmuseum

APA/Herbert Neubauer

Aus Australien zurück nach Wien

Der Wiener Michael Lobenstein war zuletzt Geschäftsführer des National Film and Sound Archive in Australien. Er setzte sich für die Nachfolge Horwaths unter 24 Bewerbern durch. Loebenstein begann seine Karriere als Filmkritiker beim „Falter“. Ab 2004 baute er die Vermittlungs- und Forschungsabteilung des Filmmuseums auf und betreute darüber hinaus verschiedene Spezialprojekte und Publikationen des Hauses.

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