Angewandte begeht 150-Jahr-Jubiläum

Unter dem Motto „die angewandte feiert!“ startet die Universität für angewandte Kunst heute in die Feierlichkeiten zu ihrem 150. Geburtstag. Im Herbst 1867 unterzeichnete Kaiser Franz Joseph das Gründungsdekret.

Der Hintergrund der Errichtung der damaligen k. k. Kunstgewerbeschule des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie war dabei nicht unbedingt ein ausschließlich künstlerischer: Vielmehr sollten die Absatzmöglichkeiten der heimischen kunstgewerblichen Industrie verbessert werden, schreibt der Kunsthistoriker Patrick Werkner im Jubiläumsband „150 Jahre Universität für angewandte Kunst Wien. Ästhetik der Veränderung“.

Die Schule sollte also Künstler und Lehrer ausbilden, um den Anforderungen der „Kunstindustrie“ zu dienen - all das vor dem Hintergrund des Spannungsverhältnisses zwischen individueller Handarbeit und dem aufkommenden Maschinenzeitalter samt industrialisierter Massenproduktion.

Vorbild in London

Angegliedert war die Ausbildungsstätte dem 1863 gegründeten Österreichische Museum für Kunst und Industrie (heute das MAK). Als Vorbild diente das rund zehn Jahre davor entstandene South Kensington Museum (heute: Victoria and Albert Museum) in London. Die Sammlungen der Häuser sollten den Schülern als Inspiration zur Nach- bzw. Neuschöpfung dienen.

Richtig los ging es mit der Ausbildung allerdings erst im Oktober 1868 mit 78 Schülern im Gebäude einer ehemaligen Gewehrfabrik in der Währinger Straße (heute das Anatomie-Institut der Medizin-Uni). Von Anfang an hatten auch Frauen gleichberechtigten Zugang zur Ausbildung, schon damals gab es Aufnahmeprüfungen. In „Vorbereitungsschulen“ wurden Kinder ab 14 Jahren auf den Fachunterricht vorbereitet (in diesem Alter wurde etwa Gustav Klimt 1876 aufgenommen), ab 16 waren die „Fachschulen“ zugänglich - zunächst in den Ausbildungsrichtungen Architektur, Zeichnen und Malen figuraler Gegenstände, Zeichnen nach dem lebenden Modell, Tier-, Blumen- und Ornamentmalerei sowie Bildhauerei.

Spin-off Wiener Werkstätte

1877 übersiedelte die Schule an den heutigen Standort am Stubenring direkt neben das Museum, beide Bauwerke wurden von Heinrich von Ferstel entworfen. Um die Jahrhundertwende folgten schließlich erneute Umbrüche. Beide Einrichtungen wurden administrativ getrennt, an der Schule setzte ein Umdenken ein: Von der Arbeit nach historischen Vorbildern verabschiedete man sich zusehends - an ihre Stelle traten Naturbeobachtung und freies Entwerfen.

Die Orientierung an der Moderne äußerte sich in der Berufung des Secessions-Mitglieds Felician von Myrbach zum Direktor, der wiederum Josef Hoffmann und Kolo Moser als Lehrer holte. Diese gründeten während ihrer Zeit an der Schule die Wiener Werkstätte als eine Art Spin-off. Zu den Schülern damals zählte unter anderem Oskar Kokoschka.

Entwicklung nach dem Ersten Weltkrieg

Eine weitere Etappe der Entwicklung der „Angewandten“ bildete die Zwischenkriegszeit: Nach 1918 brachen die traditionellen Auftraggeber weg, gleichzeitig wurde auch die soziale Not zum Thema. In der Architektur reagierte etwa die Kunstgewerbeschule-Absolventin Margarete Schütte-Lihotzky mit ihrer „Frankfurter Küche“ auf diese Entwicklung.

Im Ständestaat wurde der Kunstgewerbeschule ein „vaterländisches Erziehungsprogramm“ verordnet. Exponent dieser Zeit war etwa Albert Paris Gütersloh mit seiner „Werkstätte für kirchliche Kunst“. Während der NS-Zeit stieg die Schule schließlich zur „Reichshochschule für angewandte Kunst Wien“ auf.

Nach 1945 hieß die „Angewandte“ zunächst „Hochschule für angewandte Kunst“ (bis 1947 und dann wieder ab 1970) und dann „Akademie für angewandte Kunst in Wien“. 1965 wurde der nach dem Architekten Karl Schwanzer benannte Zubau eröffnet. 1998 „kippte“ die Hochschule in das neue Kunstuniversitäts-Organisationsgesetz und wurde damit zur heutigen „Universität für Angewandte Kunst“.

1.700 Studenten

Prominente Hochschullehrer der vergangenen Jahrzehnte waren unter anderem Friedrich Achleitner, Christian Ludwig Attersee, Adolf Frohner, Hans Hollein, Wilhelm Holzbauer, Alfred Hrdlicka, Wolfgang Hutter, Maria Lassnig, Wolf Prix, Peter Weibel und Erwin Wurm. Als Rektoren fungierten etwa Johannes Spalt, Oswald Oberhuber, Wilhelm Holzbauer, Rudolf Burger und (seit 2000) Gerald Bast.

Derzeit studieren an der Angewandten rund 1.700 Personen. Jährlich werden rund 300 Personen aus ca. 2.000 Bewerbungen neu aufgenommen. Neben dem Hauptgebäude am Oskar-Kokoschka-Platz verfügt man über zahlreiche Exposituren und erhält demnächst ein Erweiterungsgebäude in der Vorderen Zollamtsstraße. Dieses und der dann sanierte Schwanzer-Trakt im Hauptgebäude werden im Mai 2018 eröffnet.

Von 15. Dezember bis zum 15. April 2018 findet im MAK - Museum für angewandte Kunst eine von Peter Weibel kuratierte Jubiläumsschau mit dem Titel „Ästhetik der Veränderung“ statt. Dabei soll nicht nur ein Blick zurück, sondern auch ein Blick in die Zukunft geworfen werden.

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