Stadtrechnungshof kritisiert Symphoniker

Der Stadtrechnungshof übt Kritik an den Finanzen der Wiener Symphoniker. Der Bilanzverlust betrage 64 Millionen Euro, die Stadt Wien verweist dazu auf Pensionsrückstellungen.

Der Stadtrechnungshof sieht den Grund für „nachhaltige finanzielle Probleme“ der Symphoniker in alten Pensionsregelungen. Unter die Lupe genommen haben die Kontrollore die Jahre 2013 bis 2015. Laut Stadtrechnungshof betrug der Bilanzverlust der Symphoniker im Jahr 2015 rund 64 Mio. Euro, der Stadt-RH errechnete, dass die Rückzahlung der Schulden aus jetziger Sicht ganze 93 Jahre dauern würde.

Anspruch auf Zusatzpension

Hauptursache für das Problem sei die Höhe der Personalkosten, die wiederum „durch die in der Vergangenheit getroffenen Regelungen kurz- bzw. mittelfristig kaum veränderbar waren“. Gemeint sind damit großzügige Pensionsregelungen für Orchestermitglieder, die erst 2006 abgeschafft wurden - allerdings nur für Neueintritte. Sprich: Der Großteil der Musiker hat nach wie vor Anspruch auf die damals festgelegte Zusatzpension.

Ende 2015 waren das 73 Personen, 24 weitere kommen dank Einzelverträgen auf Zuzahlungen in der Pension. Lediglich 24 Mitglieder werden einmal in die neue günstigere Regelung fallen. So machten allein die Pensionsrückstellungen zu diesem Zeitpunkt rund 60 Mio. Euro aus. Der Stadt-RH unterstreicht die prekäre Lage mit dem Hinweis, dass eine Reduktion oder Einstellung der jährlichen Förderung der Stadt (2015 knapp 15 Mio. Euro, Anm.) „zwangsläufig in kürzester Zeit zu einer Liquidation des Vereins“ führen würde.

Musiker zu wenig im Einsatz

Unverständnis zeigen die Prüfer auch hinsichtlich des eingeforderten Arbeitspensums bei den Symphonikern. Dieses erscheine im Vergleich zu anderen Berufsgruppen als sehr niedrig. Außerdem seien viele Musiker unter den Maximaldiensten geblieben - bei Vollbezahlung. „In einzelnen Monaten lag die Auslastung einzelner Instrumentengruppen bei z. B. nur rund zwölf Prozent. So kam die aus drei Musikern bestehende Gruppe Schlagwerk im Monat April 2015 bei insgesamt 83 möglichen Diensten auf zehn geleistete Dienste. Dabei erbrachte ein Musiker bei 28 Solldiensten keinen einzigen Dienst im ganzen Monat.“

Die Symphoniker kontern damit, dass die Musiker abgesehen von den eigentlichen Diensten - angesichts von bis zu 50 verschiedenen Programmen pro Saison - viel Zeit mit Vorbereitung und Übung verbrächten. Zudem sei die Herausforderung angesichts der physischen und nervlichen Belastung in Konzertsituationen „nicht mit einer Bürotätigkeit vergleichbar“. Die Dienstzeitenverpflichtung liege auf ähnlichem Niveau wie bei vergleichbaren Orchestern. Unterm Strich sei die Gesamtauslastung der Ensemblemitglieder außerdem 2015 bei 88,8 Prozent, 2016 gar bei 94 Prozent gelegen, hält man seitens des Orchesters fest.

Verhandlungen mit Gewerkschaft

Der Stadtrechnungshof fordert die Symphoniker u. a. auf, Verhandlungen mit der Gewerkschaft zur Senkung der Personalkosten aufzunehmen. Sollte das nicht erfolgreich sein, sei eine Reduktion der Orchestermitglieder von 126 (2015) auf den gemäß Statuten festgeschriebenen Minimalwert von 100 Musikern vorzunehmen.

Bei aller Kritik weist das Kontrollorgan aber auch darauf hin, „dass dem nunmehrigen Intendanten (Johannes Neubert, Anm.) die Notwendigkeit von Reformen durchaus bewusst ist und er engagiert nach und nach Verbesserungspotenziale nützt“. Erste budgetwirksame Reformschritte seien bereits 2015 mit dem neuen Orchesterkollektivvertrag gesetzt worden - darunter ein neues Gehaltsschema, die Streichung diverser Zulagen und Änderungen bei Überstunden. Die Symphoniker selbst stellten zudem weitere Verbesserungen etwa durch Verhandlungen mit der Arbeitnehmervertretung in Aussicht.

An die Stadt, namentlich die Kulturabteilung (MA 7), wurde appelliert, die Subvention mit dem derzeitigen Betrag zu deckeln. Das soll zur vollständigen Erfüllung von Reformschritten - einige davon wurden vom Stadt-RH, der damals noch Kontrollamt hieß, schon in der Vergangenheit eingefordert - und zu „nachhaltigen, spürbaren Einsparungen“ motivieren. Die MA 7 wies darauf hin, dass die Anpassung der Förderungen 2016 und 2017 unter der Inflationsrate gelegen hätten.

Kritik an Nebenbeschäftigungen

Zu Nebenbeschäftigungen von Orchestermitgliedern kritisiert der Stadtrechnungshof, dass keine schriftlichen Aufzeichnungen dazu vorlagen. Diese schriftlichen Informationen über Art, Tätigkeit und Zeitaufwand wurde angeregt, weil laut Stadtrechnungshof die Kosten für Freistellungen verrechnet wurden. Laut Orchester sind diese Nebenbeschäftigungen oft Lehrtätigkeiten an Universitäten sowie Mitwirkung bei Kammerensembles. Diese Nebenbeschäftigungen seien im Interesse des Vereins Wiener Symphoniker.

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