SPÖ-Duell um Vorzugsstimmen

So mancher Politiker läuft derzeit nicht nur für die Partei, sondern auch für die eigenen Vorzugsstimmen. In Wien gibt es sogar ein SPÖ-internes Duell: Listen-Erste Nurten Yilmaz hat in ihrem Wahlkreis mit Josef Cap bekannte Konkurrenz.

Nurten Yilmaz steht im Regionalwahlkreis Nord-West auf Platz eins der SPÖ-Liste: Mit den Bezirken Ottakring, Hernals, Währing und Döbling gibt es dort ein so gut wie sicheres SPÖ-Grundmandat. Auf das spitzt aber auch ein anderer SPÖ-Kandidat: das rote Urgestein Josef Cap. Denn auf der Bundesliste hat die Partei Cap nur auf den aussichtslosen 33. Platz gesetzt. Will er wieder in den Nationalrat einziehen, geht das nur über den Regionalwahlkreis - und Vorzugsstimmen.

Cap Yilmaz

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Cap kann es heuer nur über Vorzugsstimmen ins Parlament schaffen

Vorzugsstimmen können Umreihung bewirken

Die Wähler können ihre Stimme nicht nur einer Partei, sondern auch bestimmten Kandidaten geben - auf Ebene der Bundesliste, der Landesliste und der Regionalwahlkreise. 2013 hat es genau 4.996 Stimmen gebraucht, um auf der Regionalwahlkreisliste nach vorne zu wandern. Wie viele es bei dieser Wahl genau sein werden, hängt von der Gesamtzahl der abgegeben Stimmen und dem SPÖ-Ergebnis im Wahlkreis ab. Fest steht aber: Cap muss laufen, will er diese erreichen und vor Yilmaz gereiht werden.

Und das tut er wortwörtlich - zum Beispiel beim Höhenstraßenlauf: „Ich bin zu spät zum Start gekommen, jetzt hab ich ein bissl einen Rückstand - aber es ist ein Gegenwind gewesen, wie im Wahlkampf“, sagt er im „Wien heute“ Interview. Zum Wahlkampf der SPÖ will er sich nicht äußern, lieber zu seinen Themen: Integration oder Sicherheit. Ein ganz anderes Programm als bei Yilmaz, die auf Integration und Frauenpolitik sowie die LGBTI-Community setzt.

Cap Yilmaz

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Cap muss um jede Vorzugsstimme laufen

Wahlkreis mit sicherem Grundmandat

Der Wahlkreis Nord-West gilt als sicheres rotes Grundmandat. Denn 2013 erreichte die SPÖ in diesem Wahlkreis rund 32.000 Stimmen - notwendig für ein Grundmandat waren damals 24.096 Stimmen. Auf dem ersten Listenplatz steht Nurten Yilmaz, seit 2013 im Nationalrat, davor im Wiener Gemeinderat. Yilmaz kommt aus Ottakring - einem traditionell starken und mächtigen SPÖ-Bezirk, immerhin stellt er mit Michael Häupl den Bürgermeister. Klubchef Christian Oxonitsch und Stadträtin Ulrike Sima kommen ebenfalls aus dem 16. Bezirk.

Cap Yilmaz

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Listenerste im Wahlkreis Nord-West ist Nurten Yilmaz

Auch Cap kandidiert in diesem Wahlkreis, er kommt aus Hernals - und steht auf Listenplatz zwei. Nicht nur die Themen, auch die Wahlkampforte könnten unterschiedlicher kaum sein: Yilmaz ist beispielsweise auf der „Rosa Wiesn“ oder im SPÖ-Frauencafé in Ottakring unterwegs und will damit wohl auch den einen oder anderen Wechselwähler von den Grünen abziehen: „Ich hole alle ab“, sagt sie. Unterstützung bekommt Yilmaz dabei auch von Regierungsmitgliedern wie Staatssekretärin Muna Duzdar: „Ich stehe hinter der Nurten. Ich finde, sie macht eine klasse Politik.“

Einzelkämpfer gegen breite Basis?

„Ich bin die Spitzenkandidatin, aber ich mache meine Veranstaltungen so, dass mein Parteivorsitzender, Klubobmann oder Regierungsmitglieder vorkommen. Wir ergänzen uns. Zuerst kommt die SPÖ, dann kommt lange nix und dann komme ich und dann kommt der Herr Cap“, so Yilmaz.

Cap Yilmaz

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Yilmaz bekommt viel Unterstützung von Partei und Funktionären

Also eine Kandidatin des Partei-Establishments gegen den scheinbar ewigen Partei-Rebell? Das ist zumindest die Lesart, die man bei einer Veranstaltung von Cap im Hernalser Gasthaus Brandstetter gerne hört. „Von wem sie unterstützt wird, kann ich jetzt nicht beurteilen. Aber was ich beurteilen kann, ist, dass für mich das ein besonderer Ansporn ist, noch einmal auch meine vielen Wählerinnen und Wähler aus 1983, aber auch die Jungen anzusprechen und zu gewinnen.“ Denn 1983 war Cap schon einmal sehr erfolgreich beim Sammeln: Damals holte er in Wien mehr als 60.000 Vorzugsstimmen - der Einzug ins Parlament war gesichert.

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