Über 500 Drogenlenker im ersten Halbjahr

Bis Ende Juni wurden 597 Fahrzeuglenker dem Amtsarzt vorgeführt, weil sie unter Verdacht auf Drogeneinfluss standen. 515 von ihnen wurden auch tatsächlich angezeigt. Im selben Zeitraum wurden 2.057 Alkolenker erwischt.

Dafür wurden aber mehr als 200.000 Alkoholvortests durchgeführt. Entsprechende Drogenvortestgeräte befinden sich gerade erst im Testbetrieb. Es wird noch einige Zeit dauern, bis sie der Polizei flächendeckend zur Verfügung stehen. Zumindest bis dahin ist die Menschenkenntnis und das geschulte Auge der Beamten das wichtigste Asset im Kampf gegen den Suchtgiftmissbrauch am Steuer - mehr dazu in Drogen-Vortestgeräte neu im Einsatz.

Planquadrat

APA/Herbert Pfarrhofer

31 Drogenlenker bei Planquadrat

Von dem Einsatz konnten sich Journalisten am Montagabend bei einem Suchtmittel-Verkehrsplanquadrat der Meidlinger Polizeiinspektion Hufelandgasse überzeugen, die seit etwa fünf Jahren große Erfolge vorweisen kann. 38 Autolenker sind am Montagnachmittag und am Abend den beiden Amtsärzten bei dem Planquadrat vorgeführt worden.

Bei 31 von ihnen wurde tatsächlich festgestellt, dass sie unter dem Einfluss von Suchtmitteln unterwegs waren. Diese Bilanz zog die Polizei am Dienstag nach dem Abschluss des Schwerpunkts, der von Montag, 14.00 Uhr, bis Dienstag, 2.00 Uhr, durchgezogen wurde.

Daneben gab es 22 Führerscheinabnahmen, 82 Anzeigen wegen Verkehrsdelikten, 47 Organmandate und 74 Identitätsfeststellungen. In zwei Fällen wurde Cannabis in Eigenbedarfsmengen sichergestellt, die Lenker angezeigt. Außerdem gab es 287 Alkovortests und einen Alkomattest.

Veränderte Wahrnehmung unter Drogeneinfluss

Ein Amtsarzt wies darauf hin, dass die spezielle Schulung der Polizeibeamten extrem wichtig sei, um Drogenlenker zu erkennen. Nicht zuletzt seien diese gefährlich, für sich und andere. Lenker unter Drogeneinfluss würden ihre Umwelt verändert wahrnehmen, etwa unter Cannabiseinfluss sehr verlangsamt. Das Problem sei unter anderem fehlendes Unrechtsbewusstsein, „wenn sie Cannabis konsumiert haben“, sagte der Mediziner. „Man muss appellieren: Liebe Kiffer, bitte lasst Euer Auto stehen“, warnte der Polizeiarzt.

Häufig haben es die Beamten allerdings mit Mischintoxikationen zu tun. Cannabis und Alkohol finden sie häufig in Kombination, aber auch Kokain in Verbindung mit Cannabis. „Das ist typisch: Zuerst dämpfe ich mich (mit Cannabis, Anm.) und dann drehe ich mich auf (durch das Kokain)“, erläuterte der Mediziner. Oder umgekehrt.

Der Amtsarzt ist seit etwa 2012 immer wieder mit der Belegschaft der Polizeiinspektion Hufelandgasse bei solchen Schwerpunkten im Einsatz. Alle zwei bis drei Monate setzen sie diese Aktionen, etwa vier- bis fünfmal pro Jahr, erläuterte der Kontrollinspektor. Allein 2015 wurden von den Beamten der Inspektion 340 Drogenlenker erwischt. Das war zwischen einem Drittel und der Hälfte aller in Wien aus dem Verkehr gezogenen Autofahrer, die unter dem Einfluss von illegalen Substanzen unterwegs waren.