Drogen mit Millionenwert geschleust

Die Wiener Polizei hat eine Bande ausgehoben, die mindestens 58 Kilogramm Kokain und Heroin nach Österreich geschmuggelt haben soll. Der Straßenverkaufswert wurde auf rund 30 Millionen Euro taxiert.

Der Schmuggelring brachte laut Polizei seit Ende 2015 Kokain und Heroin nach Österreich. Insgesamt wurden 25 mutmaßliche Suchtgifthändler festgenommen, darunter der mutmaßliche Organisator, ein 45-jähriger Nigerianer. Dieser wurde in den Niederlanden ausgeforscht und nach Österreich ausgeliefert.

Auch 20 mutmaßliche Kuriere und vier Großverteiler sind in U-Haft. Die meisten sind nicht geständig. Die Ermittler stellten etwa 20 Kilogramm Heroin und Kokain sicher, berichtete Georg Rabensteiner, Leiter der Außenstelle West des Wiener Landeskriminalamtes, am Montag.

Drogen über Bodypacker in Wiener Hotel gebracht

Ausgangspunkt der Ermittlungen war die Zerschlagung einer anderen Bande, die in größerem Stil Drogen aus den Niederlanden nach Österreich geschmuggelt hatte. „Die Ermittler haben gemerkt, dass sich die Täter in den Niederlanden neu organisiert haben“, erläuterte Rabensteiner. Gesehen habe man dies daran, dass ein in Graz wohnender Verdächtiger eine Bestellung bei dem 45-jährigen Nigerianer aufgegeben habe. Dieser habe die Lieferung organisiert und einen Kurier losgeschickt.

„Dabei wurden die Transportrouten verschleiert. Amsterdam - Wien direkt war nicht günstig“, so der Kriminalist. Die Kuriere wichen über Deutschland, Polen, die Slowakei oder Ungarn aus und reisten von dort aus nach Österreich ein. Meistens transportierten sie die Drogen als Bodypacker in ihrem Körper. „In einem Hotel in Wien schieden sie das Suchtgift dann aus und übergaben es den Verteilern“, erläuterte der Chef der Außenstelle.

Drogen in Kinderwagen transportiert

Die Kuriere waren wie der Organisator und die Verteiler meist Nigerianer. Daneben wurden ein Serbe, ein Spanier und zwei Ungarinnen geschnappt. Eine Frau transportierte die Drogen in ihrer Unterwäsche, eine andere in einem Kinderwagen, erzählte der Ermittler Wolfgang Seidl. Die meisten Kuriere wurden demnach in Österreich gestellt. „Einer in Deutschland. Ein weiterer ist in Österreich vor uns geflüchtet und wurde dann in der Schweiz festgenommen“, sagte Seidl.

3.000 Euro für Schmuggel von einem Kilogramm

Sichergestellt wurden 17.390,50 Gramm Kokain und 2.933,90 Gramm Heroin. „Die Drogen hatten beim Schmuggel einen Reinheitsgehalt von etwa 60 Prozent. Bis sie im Straßenverkauf landen, werden sie bis zu einem Reinheitsgehalt von etwa zehn Prozent gestreckt“, erläuterte Rabensteiner. Das bedeutet, dass allein durch die Sicherstellung der 20 Kilogramm der Verkauf von hochgerechnet 1,7 Millionen Suchtgiftkugeln verhindert. Diese waren vor allem für den Straßenverkauf in Wien vorgesehen, aber auch für die umliegenden Bundesländer.

Die Bodypacker bekamen für den Schmuggel von einem Kilo Drogen 3.000 Euro, die von den Verteilern bezahlt wurden. Die Verteiler selbst gestanden sich für 100 Gramm Drogen ebenfalls 100 Euro zu. Der 45-jährige Hauptverdächtige muss sich Rabensteiner zufolge als Kopf der Organisation auf ein Schwurverfahren einstellen.

Schwierige Observation durch Whatsapp

Der Leiter der Außenstelle West des Wiener Landeskriminalamtes betonte auch, dass die Observation sehr schwierig gewesen sei. „Es hat sich immer öfter gezeigt, wenn es um Wesentliches geht, dass nicht mehr am Telefon gesprochen wurde. ‚Mach Whatsapp, das ist sicher‘ hat es oft geheißen“, schilderte Rabensteiner. Man habe deshalb oft gewusst, dass eine Lieferung komme, aber nicht wann und wo. „Wir haben im Sommer bei 35 Grad vier Tage lang das Haus eines Verteilers observiert, um zu überprüfen ob der Verteiler das Haus verlässt und ob er sich mit einem Lieferanten trifft. Das hätten wir uns sparen können, wenn wir auch Messenger-Dienste überprüfen dürften.“

Der Wiener Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl sprach ebenfalls von „Defiziten bei der Telekommunikation insbesondere bei den Messenger-Diensten. Das sind Defizite, die wir als Polizeibehörde so nur schwer hinnehmen können“. Pürstl appellierte an die Gesetzgeber, die Überwachung von Messenger-Diensten zu ermöglichen und die Betreiber in diesem Sinne zu verpflichten.