Schieder als „Kompromisskandidat“

Der Politologe Peter Filzmaier hält im Wiener SPÖ-Nachfolgestreit Andreas Schieder für einen „klassischen Kompromisskandidaten“. Der linke Parteiflügel wolle so Wohnbaustadtrat Michael Ludwig als Chef verhindern.

„Schieder ist nicht unbedingt der Kandidat des linken Flügels im engeren Sinne“, analysierte Filzmaier im Interview mit Radio Wien am Donnerstag. Er sei vielmehr ein „klassischer Kompromisskandidat“, den der linke Flügel gegenüber Michael Ludwig bevorzuge - und der gleichzeitig eine Siegeschance gegen diesen habe.

Peter Filzmaier

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Mit weiteren Kandidaten oder Kandidatinnen rechnet Filzmaier nicht - wenn doch, wäre das für die Partei ein Problem: „Eine Kampfabstimmung muss nicht negativ sein, wenn sie klare Verhältnisse schafft. Wenn es aber drei oder gar mehr chancenreiche Kandidaten gibt, dann geht das in Richtung Zersplitterung.“ Andere Kandidaten wären aber derzeit ohnehin chancenlos, so Filzmaier.

In Wien „schon viel misslungen“

Das Problem der Wiener SPÖ sei nicht, dass es nun zwei Kandidaten für die Nachfolge von Bürgermeister und Landesparteichef Michael Häupl gebe, betonte der Politikwissenschaftler. „Aber es haben auch schon frühere Abstimmungen gezeigt: Viele sind motiviert, gegen den jeweils anderen zu sein.“ Und es sei die Frage, ob das nach der Wahl vorbei sei. „Wenn das nicht vorbei ist, ist es eine aktive Hilfe für alle anderen Parteien“, sagte Filzmaier.

Bei der ÖVP in Niederösterreich und Oberösterreich sei es im Gegensatz gelungen, die Nachfolge ruhig zu regeln. In Wien sei „schon viel misslungen“, weil öffentlich gestritten worden sei und weiter gestritten werde.

Wiens SPÖ-Landesparteisekretärin Sybille Straubinger bat am Mittwoch unterdessen via Facebook um einen „fairen, offenen und zukunftsorientierten internen Wahlkampf“. „Es ist bedenklich, wenn man öffentlich zu Geschlossenheit aufrufen muss“, kommentierte Filzmaier - gerade in der Wiener SPÖ, die bis vor ein paar Jahren eine besonders geschlossen auftretende Partei gewesen sei.

Schieder: „Habe sehr viel Zuspruch bekommen“

Schieder, derzeit geschäftsführender Klubobmann der SPÖ, gab am Mittwoch seine Kandidatur bekannt. „Ich habe in den letzten Tagen und Wochen sehr viel Zuspruch bekommen“, meinte er im Radio-Wien-Interview zu seinen Chancen - mehr dazu in Schieder: „Sehr viel Zuspruch“.

Schieders Gegenkandidat, Wohnbaustadtrat Ludwig, gab sich unterdessen gelassen: „Ich sehe da kein Problem“, sagte er - mehr dazu in Ludwig: „Kein Problem“ mit Antreten Schieders. Abgestimmt wird bei einem Landesparteitag am 27. Jänner - zunächst geht es um die Nachfolge von Häupl als Chef der Wiener SPÖ, die Bürgermeisternachfolge wird erst später geregelt.

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