Siemens streicht in Wien 200 Jobs

Der große Stellenabbau bei Siemens trifft auch den Standort Wien: „200 Stellen sollen bis 2020 und darüber hinaus gestrichen werden“, sagte Siemens-Sprecher Michael Braun am Freitag. Die Gewerkschaft zeigte sich „überrascht“.

„Diese Entscheidung aus Deutschland hat uns schon überrascht“, meinte Barbara Teiber, Regionalgeschäftsführerin der GPA-djp am Freitagnachmittag. Der Gewerkschaft gehe es nun darum, möglichst jeden Arbeitsplatz abzusichern. Am Montag sollen Details besprochen werden.

Siemens-Österreich-Zentrale in Floridsdorf

APA/Georg Hochmuth

Die Österreich-Zentrale von Siemens befindet sich in Floridsdorf

Mitarbeiter bei Versammlung informiert

Am Freitagvormittag fand in der Österreich-Zentrale von Siemens in Floridsdorf eine Mitarbeiterversammlung statt, bei der die Beschäftigten der betroffenen Sparten und der Betriebsrat vom Management über die Maßnahmen informiert wurden. Mit dem Betriebsrat führe man bereits Gespräche und habe „einen guten Draht“, sagte Siemens-Sprecher Braun danach. Siemens wolle versuchen, betroffene Arbeitnehmer in andere Bereiche zu übernehmen.

„Naja, natürlich enttäuscht“, sagte ein Mitarbeiter in Floridsdorf kurz nachdem Bekanntwerden der konkreten Zahlen. „Es ist natürlich schon überraschend gekommen, weil wir glaube ich gute Arbeit leisten. Es sind auch andere Signale vor nicht allzu langer Zeit aus dem Konzern übermittelt worden“, meinte ein anderer.

Dass der Stellenabbau auch den Wiener Standort betreffen wird, wurde am Donnerstag bei einer Telefonkonferenz des deutschen Elektrokonzerns klar. In Wien sowie an den deutschen Standorten Offenbach und Erlangen gebe es die gleichen Kompetenzen bzw. Beschäftigten, die das Gleiche machten. Hier wolle der Konzern die Kapazitäten „bündeln“. Der Schwerpunkt dieser Aktivitäten liege derzeit in Erlangen - mehr dazu in Siemens-Jobabbau: Auch Standort Wien betroffen.

Siemens streicht 200 Jobs in Wien

Der große Stellenabbau trifft auch den Standort Wien. Was die Mitarbeiter und der Betriebsrat sagen.

Betriebsrat: Vorerst keine Proteste in Wien

Aufgrund der langen Übergangsfrist bis 2020 zeigte sich der österreichische Betriebsrat betont gelassen. In Deutschland hat es bereits Proteste gegeben - in Wien will man erst einmal abwarten. „Rote Linien im Vorfeld zu definieren, wäre meines Erachtens nach unseriös. Betriebsbedingte Kündigungen in so einer Situation stehen immer im Raum. Aber jede andere Alternative ist dem natürlich vorzuziehen“, so Andreas Ecker, Betriebsratsvorsitzender Siemens Österreich, gegenüber dem ORF.

Rund 6.000 Mitarbeiter in Wien

Siemens beschäftigt in Wien rund 6.000 Mitarbeiter, insgesamt sind es in Österreich über 10.000. Weltweit sollen 6.900 Arbeitsplätze gestrichen werden - etwa die Hälfte davon in Deutschland. Zwei Werke in Deutschland werden geschlossen. Außerhalb Deutschlands sollen in Europa insgesamt gut 1.100 Stellen wegfallen - mehr dazu in news.ORF.at.

Grund ist die anhaltende Auftragsflaute in den Kraftwerks- und Antriebssparten: Wegen des Trends zu erneuerbaren Energien sind Kraftwerke, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden, nicht mehr gefragt. „Darauf muss Siemens reagieren“, so Braun. Zahlreiche Ingenieurstandorte sollen deshalb zusammengelegt werden. Aber auch bei den erneuerbaren Energien hat Siemens Probleme: Die kürzlich fusionierte Tochter Siemens Gamesa, weltweit Nummer zwei, kündigte erst vor wenigen Wochen den Abbau von 6.000 ihrer 26.000 Arbeitsplätze an.

Rund 1.300 Mitarbeiter protestieren in Berlin

Im Heimatland von Siemens ist der Unmut über die Pläne groß - vor allem, weil der Konzern zuletzt insgesamt satte Gewinne gemacht hat. An zahlreichen Standorten kam es in Deutschland zu Protesten, die deutsche Gewerkschaft kündigte geschlossen Widerstand an. Nach Angaben der IG Metall versammelten sich etwa 1.300 Beschäftigte in Berlin auf dem Betriebsgelände, um gegen die Einschnitte zu demonstrieren.

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