US-Botschaft weiter führungslos

Eine Botschaft ohne Botschafter: Seit fast einem Jahr wartet Wien auf einen neuen US-Botschafter. Alexa Wesner musste ihren Posten im Jänner abgeben, US-Präsident Donald Trump hat bisher keinen Nachfolger bestimmt.

Seit fast einem Jahr arbeiten die 400 Mitarbeiter hier in der Boltzmanngasse quasi führungslos. Eine ungewöhnlich lange Zeit, sagt US-Politexperte Thomas Hofer, der zwei Gründe dafür sieht: „Zuerst einmal ist es vor allem von der Wertigkeit her für Donald Trump nicht unbedingt ein zentraler Posten, obwohl auch andere, größere Posten noch unbesetzt sind.“

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Botschaftsposten werden an fleißige Spendensammler vergeben

Belohnung für Spendensammeln

Außerdem sei ein Botschafterposten meistens eine Belohnung für Menschen, die den Präsidenten bei seiner Wahl mit Spenden unterstützt hat, sagt Hofer, aber: „Nachdem sich Donald Trump da eigentlich auf sein eigenes Geld verlassen hat, gibt es relativ wenige Menschen, bei denen er sich so bedanken muss.“ Zuletzt, vermutet Hofer, sei die offene Personalentscheidung in der Botschaft außerdem ein Zeichen einer „Unorganisiertheit in der Administration von Trump“.

Helene von Damm sieht eher das fehlende Netzwerk des Präsidenten als Problem. Sie selbst war Personalchefin bei Ronald Reagan und ab 1983 Botschafterin in Wien: „An wen soll er sich denn wenden, wer sind seine Gehilfen? Der Präsident kann ja nicht alleine die Leute aussuchen, wie gesagt zum Vergleich: Reagan wusste genau, er hatte ein ganzes Kaliber von Leuten. Auch von Außen: Politologen, mit denen wir zusammengearbeitet haben.“

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Die Botschaftervilla in Hietzing wird derzeit umgebaut

„Alle Positionen sind besetzt“

Repräsentieren, Gespräche führen, Empfänge geben: das sind die Hauptaufgaben eines US-Botschafters in Wien die zuletzt Alexa Wesner und vor ihr William Eacho erledigt haben. Momentan leitet ein Gesandter die Geschäfte, erklärt man gegenüber „Wien heute“ bei der Botschaft am Telefon: „Unser Geschäftsträger ist ein sehr erfahrener Diplomat, alle Positionen und Stellen, die wir haben, sind besetzt. Wir machen alles business as usual an der Botschaft.“

Die Kosten für Sicherheit und Bewachung sind auch ohne Boschafter gleich, heißt es, obwohl etwa die noble Residenz in Hietzing derzeit gar nicht bewohnt ist. Sie wird gerade umgebaut.

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