KH Nord: Von 605 Millionen auf 1,1 Milliarden

Beim Krankenhaus Nord ist offenbar einiges nicht nach Plan gelaufen. Die Mängel, die Prüfer festgestellt haben, gehen offenbar in die Tausenden. Dadurch und durch Verzögerungen haben sich die Kosten wohl fast verdoppelt.

Skandalbau, Milliardengrab, Fehlentscheidungen, Mängel, Mehrkosten - zum wiederholten Mal schon liefert das Krankenhaus Nord Stoff für Schlagzeilen: der noch geheime Rechnungshof-Rohbericht macht den Bau des Spitals jetzt zum Notfall. Begonnen hat alles 2008 in Rust. Bei der SPÖ-Klausur wird der Standort festgelegt. Der geplante Baubeginn ist 2010, die geplante Bauzeit beträgt drei Jahre und die veranschlagten Kosten 605 Millionen Euro.

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2008 wurde der Standort festgelegt, die Eröffnung ist noch offen

Verzicht auf Generalplaner war Fehler

Einen Fehler hätte das damalige Management jedoch auf jeden Fall gemacht, meint der interimistische KAV-Direktor, Thomas Balazs, im „Wien heute“-Studiogespräch: „Im Nachhinein gesehen, hätte man unbedingt einen Generalplaner beauftragen sollen. Ein Großteil der Probleme hat auf Grund der Planung und der Unschärfe in der Planung bestanden.“ Dem hätte ein Generalplaner entgegenwirken können, sagt Balazs.

Denn schon 2009 gibt es die erste diesbezügliche Meldung: eine einjährige Verzögerung des Baubeginns. Als 2012 dann endlich der Grundstein gelegt wird, ist die Eröffnung für 2015 geplant, die Kosten werden auf 825 Millionen Euro geschätzt. Bei der Dachgleiche 2014 sind die Baukosten wieder um über 100 Millionen gestiegen, die Eröffnung wird wieder verschoben - mehr dazu in Dachgleiche des KH Nord gefeiert.

Balazs verteidigt den Kostenanstieg: „In einer ersten Schätzung waren es 605 Millionen Euro - von einem Projekt, dass damals noch nicht ausgeschrieben war und nicht vergeben war.“ Seitdem hätten sich die Leistungsinhalte verändert, „was die Bettenanzahl und die Ausbaustufen anbelangt“.

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Dachgleiche 2014

Rückforderungen sind „schwierig und langwierig“

Bei der Presseführung ein Jahr später durchbricht die Kostenschätzung die Milliardengrenze, ein Eröffnungstermin wird damals noch für 2017 genannt. Im Jänner 2016 schaltet die FPÖ den Rechnungshof ein. Das Fazit: Über 8.000 Mängel, Kosten, die die Stadt derzeit mit 1,1 Milliarden Euro beziffert und ein geplanter Patientenbetrieb erst Ende 2018. Der ernüchternde Schluss des Berichts ist, dass es beim Spitalsbetreiber KAV kein ausreichendes Know-how für ein derartiges Projekt gegeben hat - KH Nord: Stadt bestätigt 300 Mio. Mehrkosten.

200 Millionen will man sich aber von Baufirmen und Versicherungen zurückholen, für Fehler und Verzögerungen. Die konkreten Chancen könne er nicht einschätzen, sagt der Baurechtsspezialist Andreas Kletečka, grundsätzlich seien solche Verfahren aber schwierig und langwierig: „Man muss sich vorstellen, dass bei so einer Großbaustelle viele Hände ineinandergreifen - und man dann am Schluss oft nicht mehr genau sagen kann, was war jetzt wirklich die Ursache für den Schaden.“

Bei Mehrkosten sei derzeit nicht einmal klar, wer was wie beweisen muss. Die Kosten für das Krankenhaus Nord sind außerdem an den Baupreisindex geknüpft - allein durch die Inflation sind sie also bereits um viele Millionen gestiegen. Die derzeit als Worst Case genannten knapp 1,4 Milliarden Euro sind also vielleicht auch nur eine Momentaufnahme.

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