HIV-Positive werden noch immer diskriminiert

208 HIV-Infektionen wurden 2016 in Wien neu diagnostiziert. Das Aids Hilfe Haus unterstützt Betroffene seit 20 Jahren. Medizinisch hat sich viel getan, die soziale Ausgrenzung ist aber nach wie vor ein Problem.

Das Treppenhaus der Aids Hilfe in Mariahilf ist tapeziert mit Infotafeln. Durch Aufklärung lassen sich Infektionen vermeiden, aber auch Vorurteile abbauen. Betroffene können dank der medizinischen Fortschritte lernen, mit der Krankheit zu leben. „Viele HIV-infizierte Menschen, die in Behandlung stehen, führen ein ganz normales Leben und sind genauso leistungsfähig wie gesunde Menschen“, betont Isabell Eibl, Geschäftsführerin des Hauses.

Isabell Eibl

Jürgen Hammerschmid für Aids Hilfe Wien

„Diskriminierung kommt oft aus Angst“

Die Therapie an sich ist deutlich einfacher geworden. Die Patientinnen und Patienten müssen weniger Tabletten einnehmen und die Nebenwirkungen sind geringer. Neben dem medizinischen darf man aber den sozialen Aspekt bei einer Infektion nicht unterschätzen: Viele Betroffene leiden unter Angst vor Ausgrenzung. „Die gesellschaftliche Entwicklung hat leider nicht mit der medizinischen Schritt gehalten“, bedauert Eibl.

Veranstaltungshinweis: Am 30.11. feiert das Aids Hilfe Haus sein 20. Jubiläum, am 1.12. ist Tag der offenen Tür und Weltaidstag.

Konkret bedeutet das: Diskriminierung ist immer noch präsent, vor allem im Arbeitsleben und im medizinischen Bereich. HIV-Infizierte Menschen, die sich diskriminiert fühlen, können sich an eine nationale Meldestelle wenden. „Normalerweise treten wir dann mit der Stelle, die gemeldet wurde, in Kontakt und informieren erstmal“, erzählt Eibl. Damit sei oft schon viel erreicht, denn Diskriminierung komme meist durch Angst und Unwissenheit. Einen Rückgang der Meldungen könne man aber nicht feststellen, eher das Gegenteil.

Aids Hilfe Haus

Aids Hilfe Wien

Das Aids Hilfe Haus feiert sein 20-jähriges Jubiläum.

Therapie kann vor Ansteckung schützen

Im Aids Hilfe Haus kann man sich testen lassen - kostenlos und anonym. „Wenn eine Infektion rechtzeitig erkannt wird, ist die Lebenserwartung von jemandem mit HIV heute annähernd so hoch wie die der Gesamtbevölkerung“, erklärt Eibl.

„Viele wissen nicht, dass jemand der unter einer wirksamen HIV-Therapie steht und täglich Medikamente nimmt, nicht mehr ansteckend ist.“ Die Menschen, die zur Beratung kommen, seien oft über die neuesten Entwicklungen nicht informiert und hätten veraltete Vorstellungen von der Krankheit.

HIV ist nicht das Gleiche wie AIDS

Dabei ist es auch wichtig zwischen HIV und Aids zu unterscheiden. HIV ist die Abkürzung für Humanes Immunschwäche-Virus - eine HIV-Infektion geht etwa zwei Wochen nach der Ansteckung üblicherweise mit grippeähnlichen Symptomen einher. Diese Symptome sind oft so unspezifisch, dass sie nicht erkannt werden. Wer sich infiziert hat, wird als HIV-positiv bezeichnet.

Erst wenn das Immunsystem stark durch den HI-Virus beschädigt wurde, ist von Aids die Rede. Aids bezeichnet eine spezifische Kombination von Symptomen, die in der Folge auftreten. Auch wenn die Krankheit erst in einem späteren Stadium erkannt wird, ist laut Eibl eine erfolgreiche Therapie möglich. „Nur können dann leichter Komplikationen auftreten“, warnt sie.

Sarah Nägele, wien.ORF.at

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