Niki-Pleite: Betriebsrat mahnt zur Ruhe

Der Betriebsrat der insolventen Fluglinie Niki hat die Mitarbeiter heute zu Ruhe aufgerufen. Sein Informationsstand sei, dass es Interessenten für Niki und damit Hoffnung gebe, so der Betriebsratsvorsitzende Stefan Tankovits.

Die Arbeitsverträge seien weiter aufrecht und nur die Piloten und Flugbegleiter durch das Grounding quasi freigestellt, teilte Tankovits am Donnerstag mit. Der Betriebsrat und die Arbeiterkammer werden die Mitarbeiter in den nächsten Tagen informieren. Wann eine Betriebsversammlung stattfindet, steht noch nicht fest. In einer Aussendung appellierten auch die Arbeiterkammer und die Gewerkschaft an die Mitarbeiter, „keine überstürzten Schritte zu setzen“.

Niki-Mitarbeiter auf dem Weg zur Versammlung am Donnerstag

APA/Georg Hochmuth

Die Versammlung wurde in einen unterirdischen Gang verlegt

Tankovits geht davon aus, dass sich die Zukunft von Niki in den nächsten Tagen entscheidet. Nach einem Gespräch mit dem Insolvenzverwalter zeigte er sich zuversichtlich. In Österreich sei vorerst kein Insolvenzverfahren beantragt worden. Solange dies nicht der Fall, könne auch der österreichische Insolvenzentgeltfonds nicht einspringen, sagte Tankovits. Die Niki Luftfahrt GmbH hat am Mittwoch beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg Insolvenz beantragt.

Informationsveranstaltung „emotionsgeladen“

Die Niki-Geschäftsführung informierte die Mitarbeiter am Donnerstagvormittag bei einer Versammlung auf dem Flughafen Wien-Schwechat über die nächsten Schritte. Wegen des großen Andrangs musste die Versammlung von den Niki-Büroräumlichkeiten in einen unterirdischen Gang verlegt werden. Mehrere Hundert Mitarbeiter waren erschienen, die meisten ohne Uniform.

Niki-Mitarbeiter auf dem Weg zur Versammlung am Donnerstag

APA/Georg Hochmuth

Der Frust unter den Mitarbeitern ist groß

Die Informationsveranstaltung war „emotionsgeladen“, schilderte Tankovits, die Mitarbeiter seien vor allem auf das Air-Berlin-Mangement wütend, da Niki noch vor drei Jahren ein gesundes Unternehmen gewesen sei. Der Ärger sei auch groß, weil die Pleite sehr überraschend gekommen sei, noch im Sommer habe alles darauf hingedeutet, dass der Weg in Richtung Lufthansa geht. Die Bedenken der EU-Kommission kann Tankovits im Grunde nachvollziehen, wobei er die Härte gegenüber der Lufthansa nicht einsieht.

Auch 70 Mitarbeiter gestrandet

Weitere Details aus der einstündigen Informationsveranstaltung drangen nicht an die Öffentlichkeit. Gesprochen haben dem Vernehmen nach Geschäftsführer Oliver Lackmann und der deutsche Insolvenzverwalter Lucas Flöther. Die Informationslage ist selbst für die insgesamt rund 1.000 Beschäftigten dürftig. Niki-Mitarbeiter hatten bereits Uniformen der Lufthansa-Tochter Eurowings anprobiert - als Vorbereitung für die nun abgeblasene Übernahme.

Grafik Betroffene Mitarbeiter und Kunden von Niki-Pleite

APA/Martin Hirsch

Von der Pleite sind rund 790 Niki-Beschäftigte in Österreich und 210 in Deutschland betroffen. Grundsätzlich alle Mitarbeiter österreichische Arbeitsverträge. Viele treten ihren Dienst in Wien an und fliegen quasi als Passagier zu jenem Flughafen, auf dem sie als Pilot oder Flugbegleiter dann im Einsatz sind. Nach der Einstellung des Flugbetriebs um Mitternacht strandeten neben den vielen Passagieren auch ungefähr 70 Niki-Mitarbeiter. Diese seien mittlerweile entweder mit Eurowings oder im Zug nach Wien befördert worden, so der Betriebsratsvorsitzende.

Rund 350.000 Tickets verfallen

Betroffen sind von der Pleite auch tausende Kunden, die einen Flug mit Niki geplant hatten. Mit Einstellung des Flugbetriebs verlieren nach Angaben von Masseverwalter Flöther rund 350.000 ausgestellte und bezahlte Einzeltickets ihre Gültigkeit. Dazu kommen 410.000 über Reisebüros und -veranstalter gebuchte - aber in der Regel noch nicht ausgestellte - Tickets. Das Niki-Grounding kam genau zur Weihnachtsreisezeit.

Niki-Mitarbeiter auf dem Weg zur Versammlung am Donnerstag

APA/Georg Hochmuth

Nur ein paar Techniker kamen in Uniform

AUA ruft zu Bewerbungen auf

Ein Angebot an die Mitarbeiter kam am Donnerstag von der Konkurrenz: An Piloten, Flugbegleiter und Techniker von Niki erging der Aufruf, sich bei der AUA zu bewerben. Von AUA-Chef Kay Kratky wurde ein beschleunigtes Bewerbungsverfahren zugesagt, Niki-Leute können sich sofort melden.

Laut Kratky bietet man für Piloten und Pilotinnen von Niki eine spezielle, auf diese erfahrene Personengruppe ausgerichtete, so genannte „Fast Track Selection“ an. Für Flugbegleiterinnen gibt es am 21. Dezember ein Casting im AUA-Trainingscenter. Das richtet sich speziell auch an Mitarbeiter von Niki. Laut AUA reicht es dafür, einen kurzen Lebenslauf mitzubringen. Ein zweiter Vorsprachetermin wird gerade noch gesucht.

Die zur Lufthansa gehörende österreichische AUA sucht derzeit mehrere hundert Mitarbeiter - vor allem bis zu 200 fertig ausgebildete Piloten und rund 300 Flugbegleiter. Auch 50 bis 100 Techniker werden gesucht, in der Verwaltung sind rund 20 Stellen frei - mehr dazu in AUA plant heuer 320 Neueinstellungen und in Austrian Airlines suchen 300 neue Flugbegleiter (noe.ORF.at).

Düstere Aussichten für Niki-Mitarbeiter

Luftfahrtexperte Gerald Aigner rechnet nach der Pleite mit arbeitslosen Piloten und Flugbegleitern. „Die Chancen für die Beschäftigten sind nicht sehr rosig“, sagte Aigner im „Wien heute“-Interview. Es gäbe zwar andere Möglichkeiten auf dem Airline-Markt. „Aber bei den Mitbewerbern läuft alles in Richtung eines fast schon Lufthansa-Monopols. Die suchen natürlich Leute für die Billigschiene Eurowings Europe“, so der Experte - mehr dazu in Düstere Aussichten für Niki-Mitarbeiter.

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