Bedenken gegen berittene Polizei

Das Innenministerium will die Kosten für berittene Polizei in Wien prüfen, bei der Gewerkschaft stößt der Vorschlag auf Bedenken. Neben den Kosten wird auch der mögliche Einsatz bei Demonstrationen kritisch gesehen.

Polizeigewerkschafter Reinhard Zimmermann von der Fraktion christlicher Gewerkschafter bezeichnete die berittene Polizei „nicht unbedingt für das geeignetste Einsatzmittel“, etwa bei Kundgebungen: „Wenn man Pferde bei Demonstrationen einsetzen will, muss ich sagen, dass der Lärmpegel dort mittlerweile so hoch ist, dass ein berittener Einsatz wohl nicht sehr dienlich wäre“.

Zimmermann gab im Ö1-Mittagsjournal auch die hohen Kosten zu bedenken, etwa für Anschaffung, Haltung und Ställe: „Es wäre ein großer finanzieller und personeller Aufwand, der sich letztendlich so nicht rechnen wird.“

Prüfung gemeinsam mit Wiener Polizei

Auch Norbert Leonhardmair vom Wiener Zentrum für sozialwissenschaftliche Sicherheitsforschung Vicesse hält den Kostenfaktor für erheblich. „Im besten Fall wird daraus so etwas wie eine Touristenattraktion. Darüber hinaus gibt es einen martialischen Beigeschmack, der hier vermittelt wird“, so Leonhardmair im Ö1-Mittagsjournal.

Die Wiener Polizei wollte sich am Freitag nicht zu dem Thema äußern, da noch kein Vorschlag des Ministeriums vorliege. Laut Innenministerium soll der Vorschlag gemeinsam mit der Wiener Polizei geprüft werden, sowohl was die Kosten als auch die Einsatzmöglichkeiten betrifft.

Christoph Pölzl, Sprecher von Innenminister Herbert Kickl (FPÖ), hatte am Donnerstag angekündigt, man wolle „sachlich objektiv nach budget- und einsatztaktischen Kriterien“ evaluieren lassen, ob und inwiefern die berittene Polizei für Wien Sinn macht. Danach soll entschieden werden, wie es weitergeht - mehr dazu Minister prüft berittene Polizei für Wien.

Berittene Polizisten in Stuttgart

APA/dpa/Marius Becker

In deutschen Städten wie hier in Stuttgart gehören berittene Polizisten zum gewohnten Stadtbild

Pferde in München nicht bei Demos

Gute Erfahrungen mit berittener Polizei hat man in deutschen Städten gemacht. Andreas Freundorfer, Leiter der Reiterstaffel der bayrischen Polizei, verwies auf Patrouillen in Parks und auf Einsätze bei Fußballspielen: „Dort sind wir fast jedes Wochenende mit etwa zehn Reitern im Einsatz. Man ist dort mit uns sehr zufrieden, weil die Polizeipräsenz auf Pferden gegenüber gewaltbereiten Fußballfans eine sehr deeskalierende Wirkung hat.“ Im Zuge von Demonstrationen werden die Pferde aber nicht eingesetzt.

TV-Hinweis:

„Wien heute“, 5.1.2018, 19.00 Uhr, ORF2 und danach online unter tvthek.ORF.at.

Münchner Polizeireiter waren bereits 1991 bei einem Besuch in Wien, damals forderte die Wiener ÖVP die Einführung der berittenen Polizei - für Einsätze auf der Donauinsel, bei Großveranstaltungen, beim Aufspüren von Umweltsündern und als Sympathieträger für die Polizei.

Münchner Polizisten auf Pferden in der Prater Hauptallee 1991

ORF/Wien heute

1991 lud die Wiener ÖVP Münchner Polizeibeamte ein, um in der Prater Hauptallee für berittene Polizei zu werben

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