Islamschule: Neustart als Lehrgang

Am Standort der geschlossenen Imam-Hatip-Schule in Wien-Liesing werden seit Montag wieder muslimische Seelsorgerinnen und Seelsorger ausgebildet. Der Stadtschulrat erteilte dem neuen Lehrgang grünes Licht.

Der Lehrgang unterliege mit dem neuen Konzept nun nicht mehr dem Privatschulgesetz, erklärte Arno Langmeier, Leiter der Rechtsabteilung des Stadtschulrats: „Weil es sich nicht mehr um eine Schule handelt, sondern um eine religiöse Einrichtung. Das heißt, hier ist die Islamische Glaubensgemeinschaft zuständig, und die hat zu beurteilen, ob das in ihrem Sinn ist oder nicht.“

Neu ist, dass nun nur mehr religiöse Inhalte unterrichtet werden sollen - und keine weltlichen Fächer wie Mathematik oder Physik. Dennoch werde der Stadtschulrat weiter unangekündigt kontrollieren, ob das auch in der Praxis so ist, erklärte Langmeier im Interview mit Ö1.

Anzeige gegen Schule im Sommer 2017

Die damalige Imam-Hatip-Schule war im Sommer 2017 vom Stadtschulrat nach Aufforderung des Bildungsministeriums angezeigt worden, da keine Genehmigung für einen Schulbetrieb vorlag. Die Behörden orteten einen Verstoß gegen das Privatschulgesetz. Stadtschulratspräsident Heinrich Himmer hatte erklärt, die Schule in Liesing sei in der damaligen Form nicht genehmigungsfähig, „weil unserem Prüfbericht zufolge eine Vermischung von religiösen und staatlichen Inhalten existiert, die so in Österreich nicht erlaubt sind.“

Die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ) bestritt immer, dass es sich um eine Schule handelte. „Es ist ein primäres Anliegen der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Seelsorgerinnen, Seelsorger auszubilden, die der deutschen Sprache mächtig sind“, erklärte Ümit Vural, Präsident des Schurarats. Daher brauche es derartige Lehrgänge meinte er zu Ö1.

Die betroffene Einrichtung von außen

APA/Herbert Fohringer

Am Standort der Schule startet nun ein theologischer Lehrgang

Lehrgangsteilnehmer derzeit über 18

Der Lehrplan sei speziell für Österreich konzipiert, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer seien über 18 Jahre alt. Für Jüngere denke man derzeit über eine Kombination mit Berufsausbildungen nach, da würden noch Gespräche laufen, so Vural.

Gedacht sei der Lehrgang auch als Vorbereitung auf die einschlägigen Studienangebote an der Universität Wien, so Mesut Koca im „Kurier“ (Online-Ausgabe). Er ist Obmann des verantwortlichen Fachvereins der Islamischen Glaubensgemeinschaft IGGiÖ. Das Masterstudium „Islamische Religionspädagogik“ bildet an der Universität WIen islamische Religionslehrerinnen und Religionslehrer aus, seit Oktober gibt es zudem ein Bachelorstudium „Islamisch-Theologische Studien“.

„Imam Hatip“ nicht mehr im Titel

Die Lehrpläne seien in Absprache mit der Behörde angepasst worden, so Koca: „Wir möchten ausdrücklich festhalten, dass in unserem Lehrgang nunmehr ausschließlich religiöse Inhalte vermittelt werden.“ Weltliche Fächer wie Mathematik würden nicht mehr unterrichtet, auch Einfluss aus der Türkei, wie kritisiert worden war, gebe es keinen.

Auch von der türkischen Bezeichnung „Imam Hatip“ distanzierten sich die Betreiber laut „Kurier“. Auf Arbeitsblättern ist aber nach wie vor von einem „Imam Hatip“-Lehrgang die Rede, zeigte ein „Wien heute“-Lokalaugenschein am Montag.

Nach der Anzeige durch die Behörden hatte der Betreiberverein der Schule angekündigt, „nach einer gesetzlich konformen und guten Lösung für die von uns weiterhin angestrebte Ausbildung“ zu suchen. Man habe niemals die Absicht gehabt, eine Privatschule zu gründen, sondern wollte lediglich Imame und Seelsorger ausbilden - mehr dazu in Islamschule weiter geschlossen und in Islamschule: Betreiber wehrt sich.

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