Mehr Platz für Ärzte im Gemeindebau

Die Stadt Wien will die ärztliche Versorgung in den rund 2.000 Gemeindebauten verbessern. Vor allem praktischen Ärzten sollen geeignete Geschäftslokale als kostengünstige und barrierefreie Ordinationen angeboten werden.

Mehr als 560 Ordinationen in Wiener Gemeindebauten, also jedes zehnte Geschäftslokal, sind derzeit an Ärzte vermietet. Spitzenreiter unter den Bezirken sind Floridsdorf mit 66, Donaustadt mit 65 und Simmering mit 56 Ordinationen. Im Gemeindebau finden sich nicht nur Allgemeinmediziner, sondern auch Kinderärzte, Zahnärzte und Hautärzte bis hin zu Gemeinschaftspraxen mit diversen Spezialisierungen.

Gemeindebau in Wien

ORF.at/Carina Kainz

Hauseingang Gemeindebau

Fotos und Grundrisse praxistauglicher Angebote gibt es auf der Homepage von Wiener Wohnung. Auch die Ärztekammer vermittelt freie Immobilien von Wiener Wohnen an interessierte Ärzte.

In den Gemeindebauten wird besonders darauf geachtet, dass mobil eingeschränkte Menschen ohne Stufen in die Praxis gelangen können. Neue Ärzte müssen einen solchen Zugang anbieten, bestehende Ordinationen müssen Barrieren abbauen. Wiener Wohnen prüft vorhandene Geschäftslokale auf ihre Tauglichkeit als Ordination und schafft - wenn nötig - Barrierefreiheit. Im Vorjahr konnten so 25 Arztpraxen geschaffen werden.

Versorgung nahe am Wohnort

Es sei schon bisher eine gute Usance in Wien gewesen, dass Kassenärzte in gemeindeeigenen Objekten ordinieren, betonte Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres. Dies wird nun in Anbetracht der schlechten steuerlichen Situation und der Problematik, barrierefreie Ordinationsräumlichkeiten in Wien zu finden, zu neuem Leben erweckt. Patienten könnten damit nahe am Wohnort medizinisch versorgt werden. Nicht zu vergessen sei auch, dass jede Ordination mehr die teils hoffnungslos überfüllten Ambulanzen in den Spitälern entlaste, so Szekeres.

Auch steuerliche Hintergründe

Szekeres und der Wiener Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) sehen es für Vermieter als nicht attraktiv an, Räume an Ärzte zu vermieten. Sie können nämlich für Instandhaltung und Instandsetzung von Ordinationen keinen Vorsteuerabzug geltend machen. Entweder wird also nicht an Ärzte vermietet oder zu einem Preis, der am Ende von Sozialversicherung oder Patient gezahlt wird.

Das gehöre schleunigst abgeschafft, appellieren Szekeres und Ludwig an den Bund. Vor allem desewegen, weil Wien jährlich um bis zu 40.000 Menschen wachse und schon jetzt 300 Kassenordinationen fehlen.

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