Yoga statt Kampfkunst: Kritik an Vilimsky

Kampfkunst dient nicht der Integration von Asylwerbern, meint Harald Vilimsky (FPÖ). Sie sollen lieber Yoga machen. In einem Posting auf Facebook kritisiert er Kampfkunstkurse für Asylwerber. Ein Experte ortet Diskriminierung.

FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky bleibt bei seiner Kritik an der Kampfkunstausbildung für Asylwerbende, über die „Wien heute“ und wien.ORF.at berichtet haben - mehr dazu in Kämpfen für ein neues Leben. Auf eine Rücktrittsaufforderung des Kampfstudiobesitzers reagierte er am Mittwoch in Brüssel mit den Worten: „Na, mit Sicherheit nicht. Der Asylwerber ist hier, um Schutz zu erhalten und nicht um Kickbox-Medaillen zu erreichen. Das ist ja der völlig falsche Weg, ich kann das nicht nachvollziehen, ich bleibe bei meiner Kritik in vollem Umfang“, sagte Vilimsky im Interview mit Raffaela Schaidreiter für „Wien heute“ in Brüssel.

Diese Kritik machte Vilimsky nach der Ausstrahlung des „Wien heute“-Beitrags in sozialen Medien publik. So schrieb er auf Facebook „Fast jeden Tag Übergriffe von Asylwerbern auf Österreicher. Und dann gibt es noch kostenloses Kampftraining? Wie absurd ist das denn?“

Vilimskys Eintrag erreichte in kürzester Zeit mehrere tausend Menschen. In den Kommentaren pflichteten ihm viele bei. Asylwerber sollten eher Benimmkurse machen, hieß es da etwa. Er selbst sagt gegenüber „Wien heute“: „Sportlich kann man sich auch anders betätigen. Man kann laufen, man kann wandern, die können Yoga machen.“

Kokert überlegt Klage gegen Vilimsky

Ronny Kokert reagierte in sozialen Medien und gegenüber „Wien heute“ auf Vilimskys Kritik. Der Leiter des Shinergy-Zentrums und Initiator des Integrationsprojekts wies dessen Aussagen „auf das Schärfste“ zurück. Vilimsky habe in seinem Posting „unbescholtene Asylwerber, Teilnehmer meines Projektes, meine Mitglieder und mich selbst unmissverständlich mit schweren Straftaten in Zusammenhang gebracht.“ Dieses Verhalten und das Posting seien völlig inakzeptabel und untragbar. Eine Klage wegen Rufschädigung werde geprüft.

Ronny Kokert

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Kokert: „Kampfkunst ist immer auch gleichzeitig eine Friedenskunst, stärkt Körper und Geist und führt zur Fähigkeit, Konflikte auch gewaltfrei und kosntruktiv lösen zu können“.

Vilimsky habe den „Wien heute“-Beitrag wohl nicht selbst gesehen, so Kokert weiter. Denn Shinergy sei eine sehr wertorientierte Methode, wo immer das „Nicht-mehr-kämpfen-Müssen“ im Mittelpunkt stehe. Kämpfen zu können bedeute nicht mehr kämpfen zu müssen. Der konstruktive Umgang und das Bewusstmachen von Emotionen wie Stress oder Angst führe dazu, mit Emotionen umgehen zu lernen und aus dem gegeneinander Kämpfen ein miteinander Üben zu schaffen.

Yoga oder Wandern als Alternative für Shinergy zu empfehlen sei eine „sehr kleingeistige Sicht der Dinge“, so Kokert. Es sei ein richtiger Weg, sich auch mit seiner innersten Wut zu konfrontieren. Vielleicht sollte Herr Vilimsky auch einmal mit Kampfkunst beginnen, und seine innerste Wut transformieren lernen, transformieren in den Mut, auch Verantwortung zu übernehmen. Kokert forderte Vilimsky dazu auf, Verantwortung für seine Äußerungen zu übernehmen, und Platz zu machen für einen, der den Herausforderungen der heutigen Zeit auch mit Kompetenz gegenübertrete.

Experte sieht gleich dreifache Diskriminierung

Das Posting Vilimskys ist für Kenan Güngör, Leiter des Wiener Büros think difference und Experte für Integrationsfragen, gleich in mehrfacher Hinsicht hochproblematisch. Es handle sich um ein Posting von Personen, die jetzt hohe Ämter bekleiden, „die jetzt für mich Staat sind, auch die FPÖ“. Er erwarte sich, dass diese nun sorgfältiger und vernünftiger mit solchen Themen umgehen. Es sei kein Beitrag zur Integration, sondern zur Spaltung, wenn untergriffige und plumpe Behauptungen staatstragend in den Raum gestellt werden, so Güngör.

Kenan Güngör

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Kenan Güngör erwartet von einer Regierungspartei sorgsameren Umgang gerade mit sensiblen Themen.

Der Experte sieht eine dreifache Diskriminierung durch das Posting Vilimskys: Zum einen würden Asylwerber als potenzielle Gewalttäter hingestellt, was einfach nicht stimme. Wenn 0,5 Prozent problematisch sind, könne man nicht die restlichen 99,5 Prozent in Geiselhaft nehmen. Zum zweiten werde eine Kampfkunst in ein problematisches Licht gestellt, die dafür bekannt ist, Menschen ruhiger und besonnener zu machen. Sie legt auf Meditation Wert und es geht eher um den inneren Kampf. Das große Motto dieser Kampfkunst lautet: „Ein wirklicher Kampf ist einer, der nicht geführt werden muss.“

Zum dritten und genauso hochproblematisch ist, dass dadurch eigentlich alle Projekte und Personen, die sich in Integrationsfragen engagieren, in ein schlechtes Licht gerückt und stigmatisiert werden. Es findet eine Herabwürdigung jener Akteure statt, die einen wirklich wichtigen Beitrag zur Integration leisten, so Güngör im Interview mit „Wien heute“.

Kampfsport als Integrationshilfe

Kostenlose Kickbox-Trainings für Asylwerber: Das Training zeigt: Sport hilft bei der Integration.

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