„Falscher“ Grippeimpfstoff in Spitälern

Die Grippeimpfstoffe sorgen für Probleme. Der Vierfachimpfstoff ist nicht lieferbar, der Dreifachimpfstoff wirkt nicht gegen die dominanten Viren. Auch das Personal von Wiens Spitälern wurde mit dem „falschen“ Stoff geimpft.

Für die aktuellen Neuerkrankungen in Wien sind derzeit vor allem die Influenza-B-Viren der Yamagata-Linie verantwortlich. Doch vom gegen sie wirksamen Vierfachimpfstoff wurde zu wenig produziert und bestellt: Dieser ist derzeit in ganz Österreich nicht mehr lieferbar. Schuld sei die UNO-Weltgesundheitsorganisation (WHO), die sich bei der Prognose der Virenstämme geirrt hat, hieß es beim Gesundheitsdienst der Stadt Wien (MA 15).

Grippeimpfung an rechtem Arm

ORF

Der Dreifachimpfstoff wirkt nicht gegen die aktuell dominanten Viren

Lange Vorlaufzeit bei Bestellung

Die MA 15 muss fast ein Jahr im Voraus entscheiden, welchen Impfstoff sie im großen Stil eingekauft. Das sei weltweit bei großen Bestellmengen so üblich, hieß es in einer Stellungnahme gegenüber Radio Wien. Dabei halte man sich strikt an die Empfehlungen des nationalen Impfgremiums zum Zeitpunkt der Bestellung - und dieses habe den Dreifachimpfstoff empfohlen.

Dieser Impfstoff wirkt jedoch nur gegen die Influenza-A-Viren, die derzeit aber nur knapp ein Drittel der zirkulierenden Viren ausmachen. Fast 70 Prozent sind laut dem Zentrum für Virologie der Medizinischen Universität Wien hingegen Influenza-B-Viren.

Krankenanstaltenverbund beschwichtigt

Auch das Personal in den Wiener Gemeindespitälern wurde aufgrund der Empfehlung mit dem Dreifachimpfstoff geimpft. Der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) beschwichtigte jedoch. Zum einen hätten viele gegen die B-Viren von Natur aus eine gute Resistenz, erklärte der zuständige KAV-Direktor Michael Binder gegenüber Radio Wien.

„Falscher“ Grippeimpfstoff auch in Spitälern

Die Grippeimpfstoffe sorgen für Probleme. Der Vierfachimpfstoff ist nicht lieferbar, der Dreifachimpfstoff wirkt nicht gegen die dominanten Viren.

Das Krankenhauspersonal wende zudem bei allen Grippefällen die Hygienerichtlinien an, so Binder. Und: „Üblicherweise führen Infektionen mit den B-Stämmen zu leichteren klinischen Verläufen als die mit den A-Stämmen und betreffen eher jüngere Menschen.“

Experten raten weiter zur Impfung

Der KAV-Direktor rät weiter zur Impfung, auch mit dem Dreifachimpfstoff. „Man kann zum derzeitigen Zeitpunkt nicht vorhersagen, ob wir nicht auch von einer Influenza-Welle mit A-Viren getroffen werden, wie das auch in anderen europäischen Ländern auch beobachtet wird", meinte Binder. Zudem wirke die Impfung auch gegen den zweiten B-Stamm, die Victoria-Linie.

Auch die MA 15 empfiehlt die Grippeimpfung weiterhin, besonders für chronisch kranke Menschen, Personen über 65 Jahren und Menschen, die ihr Umfeld schützen möchten. In Wien wurden in der ersten Jänner-Woche 6.800 Neuerkrankungen an Grippe und grippalen Infekten gemeldet.

Yamagata-Schutz auch durch jahrelanges Impfen

Menschen, die sich seit Jahren gegen Grippe impfen lassen, könnten zudem mit einem Teilschutz auch gegen die nun dominanten Influenza-B-Viren der Yamagata-Linie rechnen, erklärte die Virologin Monika Redlberger-Fritz von der MedUni Wien. Und zwar auch mit dem Dreifachimpfstoff: „Dieses jahrelange Immer-wieder-Impfen bedingt eine sehr gute Kreuzprotektivität.“