Erst eine Adoption durch homosexuelles Paar

Seit Jänner 2016 dürfen auch gleichgeschlechtliche Paare Kinder adoptieren. In Wien kam es bisher aber erst einmal zu einer Inlandsadoption. Es gibt eine lange Vorbereitungszeit und viel mehr wartende Paare als Adoptivkinder.

Im Spätsommer 2016 klappte die Adoption für Familie Rath-Priesnitz. Seitdem hat Lea rechtlich zwei Väter. Das Mädchen lebte schon als Pflegekind bei dem Paar, weshalb die Adoption dann relativ schnell ging - mehr dazu in Erste Adoption durch homosexuelles Paar. „Seit dem hat es keine weitere Inlandsadoption durch ein gleichgeschlechtliches Paar in Wien gegeben“, bestätigt Herta Staffa von der MA 11 gegenüber wien.ORF.at.

2017 sechs gleichgeschlechtliche Paare in Kursen

Denn für eine Adoption braucht es eine längere Vorbereitungszeit. Die Bewerber müssen einen Vorbereitungskurs absolvieren. Zudem überprüft das Referat für Pflege- und Adoptivkinder in der MA 11 die Eignung der Bewerber. „Man sollte mit sechs bis neun Monaten für den Vorbereitungskurs rechnen und ebenso lange für das Eignungsfeststellungsverfahren“, sagt Marion Zeillinger vom Verein „Eltern für Kinder Österreich“.

Der Verein ist von der MA 11 beauftragt, Bewerber für eine Adoption auszubilden. Im Vorjahr haben in Wien 72 Paare einen solchen Vorbereitungskurs begonnen, darunter war ein Frauen- und fünf Männerpaare. Im Jahr 2016 begannen 108 Paare, darunter ein Frauen- und vier Männerpaare. Aber nicht alle schlossen die Kurse auch ab.

Im Vorjahr 20 Kinder in Wien adoptiert

Zu den Kriterien, ob jemand für eine Adoption infrage kommt, zählen unter anderem ein sicheres Einkommen und das Bestehen eines Netzwerkes, das sich bei Bedarf ebenfalls um das Kind kümmern kann. Persönlichkeit und Partnerschaft werden ebenfalls überprüft. Erst nach dem Eignungsfeststellungsverfahren kommen die Paare in eine Warteliste. Im Vorjahr sind in Wien insgesamt 20 Kinder adoptiert worden. „Allerdings warten derzeit rund 80 Paare“, sagt Zeillinger.

Adoption innerhalb von fünf Jahren „wahrscheinlich“

„Es gibt Vermittlungen die nach drei Wochen passieren, weil das Kind zu den Eltern passt, aber es gibt andere, die ganz ganz tolle Eltern sein werden, die aber zum Beispiel vier Jahre warten, weil das Kind, das sie braucht, oder das sie bereit sind aufzunehmen, noch nicht geboren und freigegeben wurde“, sagt Zeillinger.

Hat ein Paar die „Bewilligung zur Adoption“ bleibt diese für fünf Jahre aufrecht. „Innerhalb dieser fünf Jahre ist es wahrscheinlich ausgesucht zu werden“, erklärt Zeillinger.

Voraussetzung für eine Adoption ist aber immer die Freigabe der Eltern. „In Österreich ist Adoption immer nur dann möglich, wenn sich leibliche Eltern dazu entschließen und ihre Elternrechte freiwillig abgeben“, sagt Zeillinger. Bei Familie Rath-Priesnitz war das der Fall, weshalb die Adoption des Pflegekindes relativ rasch nach der rechtlichen Änderung abgeschlossen war. „Ein Vorbereitungskurs ist dann nicht mehr notwendig. Denn da ist das Eltern-Kind-Verhältnis schon da. Da braucht man nicht mehr nachschulen und Pflegeeltern haben ja auch eine sehr ähnliche Ausbildung“, so Zeillinger.

Hubert Kickinger, wien.ORF.at

Links:

• Stadt sucht Krisenpflegeeltern (wien.ORF.at; 13.1.2018)
• Adoption und Pflegefamilien (Stadt Wien)
• „Eltern für Kinder Österreich“