Marin Alsop wird Chefdirigentin des RSO

Die US-Dirigentin Marin Alsop wird ab September 2019 am Chefpult des Radio-Symphonieorchesters Wien stehen. Wie der ORF am Montag bekanntgab, wird Alsop damit die Nachfolge von Cornelius Meister antreten.

Der Vertrag wird zunächst auf drei Jahre abgeschlossen. Er sieht Konzerte, Opernproduktionen, Tourneen, Rundfunk-, CD- und DVD-Aufnahmen vor. Seit 2007/08 steht Alsop in Baltimore als erste Frau an der Spitze eines großen US-Orchesters. „Mit diesem Orchester verbindet mich einiges: Sie teilen meine Begeisterung für eine ständige Erweiterung des Repertoires und für den Kontakt mit neuen Publikumsschichten“, sagte Alsop angesichts ihrer Vertragsunterzeichnung: „Es hat mich sehr berührt, dass es die Musikerinnen und Musiker selbst waren, die den Anstoß gaben, mit mir in Kontakt zu treten.“

„Dirigentenpersönlichkeit mit großer Erfahrung“

„Die Musikerinnen und Musiker des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien haben 2014 mit Marin Alsop in Wien konzertiert und sich jetzt klar und eindeutig für sie als neue Chefdirigentin ausgesprochen“, unterstrich auch Orchesterintendant Christoph Becher: „Mir hat vor allem gefallen, wie ausführlich und leidenschaftlich wir beide uns über die Musik der Gegenwart ausgetauscht haben und welche große Bedeutung für sie Konzerte für Kinder und Jugendliche haben.“

Marin Alsop

Joanna Piestrzyńska

Alsop bei einem Konzert mit dem RSO im Jahr 2014

Ziel der Personalentscheidung sei gewesen, die internationale Reputation des RSO weiterhin zu stärken, unterstrich ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, der Alsop auf Vorschlag von Radiodirektorin Monika Eigensperger und Orchesterintendant Becher ernannte: „Für unser Orchester haben wir daher gezielt nach einer Dirigentenpersönlichkeit mit internationalem Renommee und großer Erfahrung gesucht.“

Bernstein als Mentor

Die am 16. Oktober 1956 in New York geborene Alsop studierte in Yale und an der Juilliard School, bevor sie Ende der 1980er Jahre ihre Karriere als Dirigentin startete. Als Mentor der zielstrebigen Künstlerin gilt Leonard Bernstein. Einen ersten Meilenstein in ihrer Laufbahn erreichte die New Yorkerin, als sie 2007 das Baltimore Symphony Orchestra übernahm, dem sie seither vorsteht. Erstmals erklomm damit eine Frau einen der Chefposten der großen US-Klangkörper. Ihren dort bis 2021 laufenden Vertrag wird Alsop erfüllen. Überdies ist die US-Amerikanerin seit 2012 Chefdirigentin des Sao Paolo Symphony Orchestra, wobei ihr Vertrag dort 2019 ausläuft.

Marin Alsop

JUSTIN TALLIS JUSTIN TALLIS / AFP

Alsop bei einem Konzert in der Royal Albert Hall in London

Neben dem RSO, bei dem sie 2014 ein Programm mit Mahler und Bernstein dirigierte, war Alsop etwa auch beim New York Philharmonic, der Chicago Symphony und dem Los Angeles Philharmonic Orchestra als Gastdirigentin aktiv und führte Spitzeninstitutionen wie das Concertgebouw-Orchester, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und die Münchner Philharmoniker. Als erste Dirigentin zeichnete sie 2013 für die legendäre Londoner Last Night of the Proms verantwortlich - und wiederholte dieses Kunststück gleich 2015 und 2016.

Als ausgewiesene Expertin für das zeitgenössischere Musikschaffen spielt Alsop heuer auch angesichts der 100-Jahr-Feierlichkeiten zum Geburtstag des verstorbenen Bernstein eine zentrale Rolle. So eröffnet die 61-Jährige den Bernstein-Schwerpunkt des London Symphony Orchestra, dirigiert „Mass“ beim Ravinia Festival und tritt im Southbank Centre auf, wo sie Artist in Residence ist.

Gewinn für die Musikstadt Wien

2013 war Alsop die erste Dirigentin, die die Londoner Last Night of the Proms leitete. Am Chefpult des RSO Wien folgt Alsop auf den Deutschen Meister, der seit 2010 Chefdirigent ist und bereits im Sommer 2018 Generalmusikdirektor der Staatsoper Stuttgart wird.

Von den musikalischen Partnerorganisationen des RSO kam am Montag einhellige Zustimmung zur Personalentscheidung. „‚Musik hat die Kraft, Leben zu verändern‘ - diese Sicht teilen die Wiener Konzerthausgesellschaft und ich aus vollster Überzeugung mit Marin Alsop, verbunden mit dem unablässigen Streben nach künstlerischer Exzellenz“, so Konzerthaus-Chef Matthias Naske. Sein Musikverein-Pendant Thomas Angyan sprach von einem großen Gewinn für das Orchester und die Musikstadt Wien: „Spannende Begegnungen mit innovativen Programmen abseits des Mainstreams sind zu erwarten.“

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