„Kleines“ Glücksspiel im Prater durch Hintertür

Das „kleine“ Glücksspiel ist in Wien durch die Hintertür wieder zurück. Die Österreichischen Lotterien stellten im Prater 50 Videoterminals auf. Das ist zwar legal, die zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) übt dennoch scharfe Kritik.

Ein Sprecher der Lotterien bestätigte gegenüber „Wien heute“ am Mittwoch die Aufstellung von 50 Video Lottery Terminals im Prater. Diese sind vom Wiener Automatenverbot nicht erfasst, da das Spielergebnis über einen externen Server ermittelt wird - und nicht direkt im Gerät.

Sima wirft Lotterien Wortbruch vor

Stadträtin Sima kritisierte die Aufstellung der Terminals scharf. Die Aufstellung der Automaten sei zwar rechtlich durch das Bundesglücksspielgesetz leider gedeckt, der Wiener Landtag habe sich jedoch klar und eindeutig für ein gänzliches Verbot des „kleinen“ Glücksspiels ausgesprochen, heißt es in einer Stellunnahme aus dem Büro der Stadträtin. „Dass man diesen Beschluss des Wiener Landtages ignoriert und sich einfach darüber hinwegsetzt, finde ich eigentlich unglaublich“, wird Sima zitiert.

2011 hätten die Lotterien in einem Brief noch zugesagt, dass sie in Wien Videoterminals „nur in Abstimmung mit dem Land Wien betreiben werden“, heißt es in der Stellungnahme weiter. Im „Kurier“ (Mittwoch-Ausgabe) sprach Sima daher von Wortbruch. Die Videoterminals sind laut Simas Büro optisch von klassischen Automaten nicht zu unterscheiden. Wien habe jedoch keine Möglichkeit, das Aufstellen zu verhindern, da sie in die Zuständigkeit des Finanzministeriums fallen würden.

Lotterien sehen Kanalisation von Nachfrage

Die Lotterien weisen die Kritik gegenüber „Wien heute“ zurück. Es habe im Vorfeld mehrere Gespräche „mit der Stadtregierung“ gegeben, wenn auch nicht mit Sima. Die Zusage an die Stadt ist aus Sicht der Lotterien auch weiterhin aufrecht, „da es nicht die Intention ist, das damalige Angebot des ‚kleinen‘ Glücksspiels, das einst über 3.500 Geräte umfasste, großflächig oder gar vollständig zu ersetzen“, teilte ein Sprecher schriftlich mit. Und die Gesetzeslage hätte sich seit dem Brief 2011 „generell völlig geändert“.

Ulli Sima

ORF

Stadträtin Sima übt an der Vorgehensweise der Lotterien scharfe Kritik

Die aufgestellten Videoterminals seien vom Finanzministerium genehmigt worden, und es seien nur vom Ministerium erlaubte Spiele verfügbar. Die Server der Terminals befinden sich laut dem Lotterien-Sprecher in Österreich. Man sieht zudem eine Kanalisierung der Nachfrage - und das sei besser als das illegale Spielen an Automaten in Hinterzimmern. Die Spieler müssten sich registrieren, wodurch man eingreifen könne, wenn im Übermaß gespielt werde. „Der Spielerschutz ist hier also in bestmöglicher Weise gewährleistet.“

Kleines Glücksspiel durch die Hintertür

Die Lotterien und die Stadt streiten über 50 Video-Lotterie-Terminals. Sie könnten das Kleine Glücksspiel wieder zurück in die Stadt bringen.

„Kleines“ Glücksspiel seit 2015 verboten

Das „kleine“ Glücksspiel ist in Wien seit Anfang 2015 verboten. Die Konzessionen für 2.500 Spielautomaten liefen damals aus. Der Landtag regelte das Verbot über einen Formalakt - der Begriff „Münzgewinnspielapparate“ wurde aus dem Veranstaltungsgesetz gestrichen - mehr dazu in Glücksspielverbot im Landtag besiegelt. Unter das „kleine“ Glücksspiel fallen Spielautomaten, die außerhalb von Casinos stehen - in Spielsalons, Tankstellen und Lokalen.

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