Boom bei Vorsorgewohnungen in Wien

Der Markt für Vorsorgewohnungen in Wien dürfte heuer erstmals die magische Grenze von 1.000 neuen Einheiten erreichen. Der Immo-Consulter EHL sieht auch einen starken Wandel bei den Ansprüchen von Käufern und Mietern.

Wurden 2015 und 2016 jeweils knapp über 500 Vorsorgewohnungen in Wien veräußert, so kletterte die Zahl voriges Jahr um über 70 Prozent auf 950 und dürfte heuer um weitere fünf Prozent auf 1.000 ansteigen, so die Prognose des Beraters. Mitursache für den zuletzt starken Anstieg waren aber auch verzögerte Eintragungen ins Grundbuch. Die Netto-Durchschnittspreise pro Wohnung erhöhten sich von 2015 bis 2017 kaum, für heuer sind 212.000 Euro erwartet, woraus sich im Schnitt 50 Quadratmeter Größe errechnen.

Neubau-Wohnung

ORF.at/Lukas Krummholz

Für 2018 sind 4.120 Euro pro Quadratmeter prognostiziert

Durchschnittsgrößen sinken weiter

Pro Quadratmeter legten die Kaufpreise über die Jahre allerdings spürbar zu, von 2015 bis 2017 von 3.765 auf 3.999 Euro - und für heuer sind 4.120 Euro pro Quadratmeter prognostiziert. Das zeigt an, dass die Durchschnittsgrößen weiter im Sinken sind. Früher sei es um 55 bis 60 Quadratmeter große Einheiten gegangen, heute sei man teils schon bei 35 Quadratmeter für Zwei-Zimmer-Wohnungen angelangt - 30 Quadratmeter müssen es mindestens sein.

Die im Schnitt erzielten Nettomieten stiegen von 2015 bis 2017 von 11,30 auf 11,64 Euro/m2, für heuer wird mit 11,90 Euro/m2 im Monat gerechnet. Wegen der großen Nachfrage nach Zwei-Zimmer-Einheiten seien die Quadratmetermieten leicht gestiegen und würden voraussichtlich in den nächsten Jahren analog der Inflation weiter nach oben gehen.

Höhe der Gesamtmiete ist ausschlaggebend

Entscheidend für Mieter, Projektbetreiber und Käufer sei die Höhe der Gesamtmiete. Diese „Schmerzgrenze“ liege bei Zwei-Zimmer-Wohnungen bei 790 Euro im Monat, bei drei Zimmern bei knapp 1.000 Euro, sagte David Breitwieser von EHL. „Die Größe muss sich nach der Leistbarkeit für die Mieter richten.“ Auch öffentliche Anbindung werde bei der Lage wichtiger.

Für die Käufer würden sich die Renditen bei 3,2 bis 3,8 Prozent einpendeln - innerstädtisch etwas besser, peripher niedriger. Präferiert würden heute wieder städtische Randlagen, weil sich bei einer 45 m2 großen Einheit, die 4.000 Euro je m2 koste, 11,50 bis 12 Euro Miete netto erzielen lasse, bei einer Wohnung im 6. Bezirk für 6.000 Euro je m2 aber auch nur 13,50 bis 14 Euro netto im Monat.

Andere Käufer als früher

Die Gründe für den Erwerb einer Vorsorgewohnung sind heute andere als früher. Die Käuferschicht hat sich gewandelt. Früher habe es sich um eher sehr solide, konservative Menschen gehandelt, heute würden die Kunden viel differenzierter in Erscheinung treten, sagt EHL-Geschäftsführerin.

Heute werde vielfach direkt vom Sparbuch investiert, auch von Familien, die ihr Geld in einen „unvernichtbaren Wert“ stecken wollten. Teils werde wieder mehr kreditfinanziert, bei der Hälfte der Wohnungen erfolge eine solche Beimischung. Auch Aktienkurs-Ausschläge lassen Interessenten öfter zum Telefon greifen: „Wenn die Börse wieder unsicher wird, rufen die Leute vermehrt an, wenn sie Aktien oder Fonds verkauft haben“, sagte Breitwieser.

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