Diese Kunst hängt in den Politikerbüros
„Guten Morgen“, „Mahlzeit“, „Guten Tag“ oder auch „Grüß Gott“: Immer wieder kommen Gäste in das Büro von Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) und grüßen den alten Mann mit Hut und Brille. Nicht den Bürgermeister, sondern jene Kunstfigur, die den jüdischen Schriftsteller Peter Altenberg darstellt.
Altenberg sitzt gemütlich mit seinem Kaffee an einem Tisch und liest Zeitung. Doch er grüßt nie zurück. Die lebensgroße Figur wurde einst für die Wiener Festwochen angefertigt. Nun dient sie als Dekoration im Bürgermeister-Büro und sorgt - vor allem wenn sie gegrüßt wird - für Schmunzeln.
Strenger Blick des Freiherrn
Bei FPÖ-Vizebürgermeister Dominik Nepp hängt hingegen ein Porträt von Cajetan Felder an der Wand. Der Rechtsanwalt und Schmetterlingssammler war von 1868 bis 1878 Wiener Bürgermeister. Mehr als hundert Jahre später wurde das der FPÖ nahestehende Cajetan-Felder-Institut gegründet, welches das Wirken des „Freiherrn von Felder“ erforscht. Da Nepp erst seit Jänner im Amt ist, „lagen die Prioritäten der letzten Wochen auf inhaltlicher Arbeit, weshalb sein Büro noch nicht gänzlich mit Kunstwerken ausgestattet ist.“
FPÖ
Türkises Geschenk aus Tirol
„Die Farbe unserer Bewegung hat auch in der Kunst ihren Platz gefunden“, freut sich die ÖVP Wien. Der Tiroler Künstler Manfred Folie schenkte dem Büro in der Lichtenfelsgasse ein Kunstwerk in türkis. Stadtrat Markus Wölbitsch und Landesgeschäftsführerin Bernadette Arnoldner nahmen es lächelnd entgegen.
ÖVP
„Abstrakten Fetzen“ und Privates
Tücher, die der junge Künstler Thomas Schrenk beim Malen verwendete, hängen derzeit im NEOS-Büro. Die „Abstrakten Fetzen“ sollen zur Diskussion anregen: „Was ist das Hauptwerk und was das Nebenprodukt? Jeder möge die selbst beantworten“, heißt es bei NEOS.
Andere Bilder sind aus dem Privatbesitz der NEOS-Vorsitzenden Beate Meinl-Reisinger. „Die Brücke“ von Eduard Angeli etwa: Die Lithografie strahlt für Meinl-Reisinger etwas Friedliches und Beruhigendes aus. Das Kunstwerk begleitet die Politikerin schon lange, das Bild hing schon im Parlament in ihrem Büro und auch in ihrer Wohnung in Brüssel, als sie dort gearbeitet hat. Meinl-Reisinger „hat es einfach sehr gerne.“
Graffiti im Büro des Jugendstadtrats
Im Eingangsbereich des Büros von SPÖ-Jugend-, Integrations- und Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky hängt ein Graffito. Sarah und Gino, beide in einem Jugendzentrum in Floridsdorf aktiv und begeisterte Sprayer, schufen aus den Stichworten „Zusammenhalt, Vielfalt, Solidarität und Gemeinsamkeit“ dieses Kunstwerk. Das Werk ist mehr als zwei Meter breit und fast drei Meter hoch.
Privat
„Knochenschwund“ im Sportbüro
„Der große Knochenschwund“ heißt das 16-teilige Montagebild, das Sport- und Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) in seinem Büro hängen hat. Das Bild ist Teil des Gesamtwerks von Zelko Wiener. Es wurde der Stadt Wien von der Witwe des Künstlers als Schenkung übergeben „Es ist modern, urban und spricht zum Betrachter, zur Betrachterin“, so Mailath-Pokorny.
SPÖ
„Das zweite Gesicht“ an der Bürowand
SPÖ-Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner möchte Frauen fördern - auch in der Kunst. „In einer männerdominierten Gesellschaft und auch Branche ist das Sichtbarmachen von Frauen ein Um und Auf.“ Im Eingangsbereich des Büros hängt daher das Ölkreide-Bild „Das zweite Gesicht“ von Eva Mazzucco. Die Bildhauerin stellte in Wien zu Lebzeiten zahlreiche Bronzeplastiken bei Gemeindebauten auf. Etwa das „Nilpferd“ in der Goldschlagstraße, oder auch „sich Sonnende“ im Arbeiterstrandbad und Gänsehäufel. In der Seestadt Aspern wurde ein Platz nach Mazzucco benannt.
SPÖ
Weibliche Kunst mit Ruhe und Dynamik
„In der Ruhe liegt die Kraft“ - dieser Spruch steht für SPÖ-Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger im Bild „Ohne Titel“ des Teheraners Asgar Daryoush. Es zeige außerdem einen besonders „kräftigen Ausdruck einer Frau.“ Zu sehen ist eine Frau mit verschlossenen Augen, die ihre Hände in der Hosentasche hat. In den Räumlichkeiten der Stadträtin hängt außerdem noch ein Werk der Wiener Künstlerin Judith Baum. „Weil die Dynamik sofort spürbar ist.“ Das Werk zeigt eine Frau samt Schuhe in Szene.
Verwirrung im Vorzimmer
Das Büro von Wiens grüner Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou versprach, Informationen über ihre Kunstwerke für diesen Bericht nachzureichen. Fest steht, dass ein Bild von Muntean & Rosenblum das Vorzimmer von Vassilakous Büro ziert - mit einem Zitat des japanischen Star-Schriftstellers Haruki Murakami.
ORF
Florian Kobler, wien.ORF.at