NS-Objekte aus Parlament sollen ins Museum

Im Zuge der Sanierungsarbeiten sind im Parlament NS-Darstellungen, die etwa Adolf Hitler zeigen, gefunden worden. Historiker haben die Objekte untersucht und empfehlen, die Malereien und Büsten einem Museum zu übergeben.

Vergangenen Herbst hatte das Parlament den Fund von vier Malereien, zwei Kopfskulpturen und einem Relief bekanntgegeben. Die Zeithistoriker Bertrand Perz und Verena Pawlowsky von der Universität Wien nahmen die Relikte, die in einem verschlossenen Panzerschrank im Müllraum des Parlamentsgebäudes entdeckt worden waren, unter die Lupe: Es handle sich um „sieben eindeutig aus der NS-Zeit stammende Objekte“, schreiben sie in einem Bericht - mehr dazu in NS-Malereien im Parlament gefunden.

Kopie des Adlers im Parlament wird im Ausweichquartier montiert

APA/Hans Klaus Techt

Das Parlament wird derzeit saniert, der Adler übersiedelte

Künstler waren zum Teil NSDAP-Mitglieder

Vier der „künstlerischen Objekte der NS-Propaganda“ entstanden laut den Wissenschaftlern nachweislich in der Zeit vor dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich, ein Gemälde entstand kurz danach. Bei den beiden Hitler-Kopfskulpturen lasse sich nicht eruieren, wann sie angefertigt wurden. Die Künstler waren zum Teil NSDAP-Mitglieder, „wahrscheinlich aber jedenfalls Sympathisanten“.

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit stammen die Darstellungen aus der Zeit, als das Parlamentsgebäude als Sitz des „Reichskommissars für die Wiedervereinigung“ (1938 - 1940) bzw. als „Gauhaus“, also als Sitz der Wiener Gauleitung der NSDAP (1940 - 1945), diente. Im Gebäude am Ring wurden immer wieder nationalsozialistische Objekte gefunden, etwa Dokumente, Fotos, Plakate und Bücher.

Objekte sollen in Archiv oder Museum

Zum weiteren Umgang mit den nunmehr gefundenen NS-Darstellungen stellten sich die Historiker durchaus auch die Frage, ob man sie überhaupt aufbewahren soll oder ob man ihnen damit nicht zu viel Beachtung schenke. Perz und Pawlowsky plädieren aber dafür, die Objekte „in ihrem historischen Wert zu sehen“: Sie könnten für künftige Forschung, aber auch für Ausstellungszwecke von Interesse sein.

„Ihre Vernichtung hätte zudem - jenseits des Aufwandes - auch einen symbolischen Charakter und kann den Vorwurf nach sich ziehen, dass ihre Entsorgung dazu diene, eine unbequeme Geschichte unsichtbar zu machen“, warnen die Wissenschaftler. Es biete sich an, die Darstellungen einem Archiv oder Museum zu übergeben, das in der Lage ist, solche Objekte sachgemäß zu archivieren.

Denn vor allem die Gemälde seien in einem Zustand, der eine angemessene Lagerung verlangt - so zerbrösle beispielsweise bei oftmaliger Hantierung die Farbschicht. Als geeignete Institutionen schlagen die Historiker etwa das Haus der Geschichte, das Wien-Museum, das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands oder das Wiener Stadt- und Landesarchiv vor.

Konkrete Entscheidung steht noch aus

Wie es mit den NS-Relikten tatsächlich weitergeht, ist noch nicht entschieden. Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) werde dazu „eine breite Meinungsbildung mit allen Fraktionen suchen“, hieß es aus dem Hohen Haus gegenüber der APA.

Perz und Pawlowsky waren bereits 2015 von der damaligen Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) beauftragt worden, die Geschichte des Hauses in den Diktaturen zwischen 1933 und 1945 aufzuarbeiten. Ihre umfassende Studie „Inbesitznahmen. Das Parlamentsgebäude zwischen 1933 und 1956“ wird als Publikation im Herbst erscheinen.

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