Chmelar war vom Spielen „angefixt“

Der Journalist Dieter Chmelar spricht in „Wien heute“ erstmals öffentlich über seine Spielsucht. Sie sei „existenzbedrohend“ gewesen, mittlerweile ist er aber „trocken“. Demnächst steht er mit seinem ersten Solo-Kabarett auf der Bühne.

„Durch einen Gewinn bin ich da hinein gerutscht. Ich habe ein paar Schillinge eingeworfen in einem Kaffeehaus in einen Automaten und habe 6.000 Schilling gewonnen“, schildert Dieter Chmelar im „Wien heute“-Interview den Beginn seiner Spielsucht. Ab diesem Moment sei er „angefixt“ gewesen. Lange Therapie und seine Ehefrau haben ihm durch diese schwere Zeit geholfen, dafür „bin ich allen Weltreligionen dankbar.“

Dieter Chmelar im Interview

Im „Wien heute“-Interview spricht der Kabarettist und Journalist Dieter Chmelar über seine Spielsucht.

„Bin trockener Spieler“

Heute ist er ein „trockener Spieler“, wie er sagt. Er warnt jeden davor in diese Sucht reinzukippen: „Es ist nicht nur Verantwortungslosigkeit, das auch. Man wird aber durch die Sucht verantwortungslos.“ Seine Spielsucht ist auch Thema in seinem neuen, ersten Solo-Kabarett, das am 4. April in der Kulisse Premiere feiert. „Dafür habe ich mir vorgenommen, fünf Kilo abzunehmen - es fehlen nur mehr sieben.“

"Wissen Sie nicht, wer ich war?“ heißt das Programm, in dem er den alternden Journalisten an seine letzten Arbeitstag spielt. Er reflektiert über die letzten 40 Jahre in seinem Beruf und will seine Fähigkeiten an eine junge Kollegin weitergeben. Dabei spielt natürlich Chmelars eigene Vergangenheit eine große Rolle: „Ich blicke manchmal wie auf einen Fremden zurück, wenn ich manche Ausschnitte sehe. Aber ich habe eine Freude daran, damit konfrontiert zu werden.“

Dieter Chmelar

ORF

Chmelar blickt auf seine Vergangenheit „wie auf einen Fremden zurück“

Wandel des Journalismus

Dabei fließen auch nostalgische Erinnerungen ein: „Vor 40 Jahren hat es drei Drogen für den Journalisten gegeben: Koffein, Nikotin und Schreibmaschin’. Wenn man heute einem jungen Menschen eine Schreibmaschine zeigt - im technischen Museum - sagt der, bei dem Drucker ist das Papier aus.“ In seinem Kabarett wird Chmelar auch mit Vorwürfen konfrontiert: „Ein Kabarettprogramm darf nicht so aussehen, dass man sich hinstellt und die ganze Welt runterputzt.“

Das tut er am 4. April in der Kulisse. Den jungen Kollegen mit denen er fleißig auf Twitter kommuniziert - er hat knapp 53.000 Follower („Ich hoffe darauf, dass jeder einen Euro bezahlt im Monat.“) - berichtet er im Kabarett aus seiner Anfangszeit unter anderem als Sportreporter: „Es gab wirklich Zeiten, da hat man einen Schilling eingeworfen und hat schnell über Telefon einen Bericht durchgegeben.“