Experte zu AUVA: Keine Änderung für Patienten

Der Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer versteht die Aufregung um die AUVA nicht: Für Patienten und Personal gäbe es maximal geringe Änderungen. Belegschaftsvertreter haben am Dienstag gegen die Regierungspläne protestiert.

„Wenn ein Träger verschwindet, heißt das nicht, dass die Versorgung verschwindet“, sagt Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer im „Wien heute"-Interview. Dass sich die Versorgungsqualität verschlechtert, denkt der Experte nicht. Für Patienten würde sich nichts ändern, „denkbar wäre, dass die Ärzte sich früher oder später an die Gehälter der anderen Häuser gewöhnen müssen. Selbst das glaube ich nicht, dass das in den nächsten 20 Jahren passieren wird“, so Pichlbauer.

Ernest Pichlbauer

ORF

Im „Wien heute“-Interview kritisierte Pichlbauer die Reaktion der Ärzte

AUVA-Vertreter protestierten

Die Belegschaftsvertreter der Allgemeine Unfallversicherungsanstalt sieht das aber offenbar nicht so, sie hat am Dienstag gegen die Pläne der Bundesregierung mit einer Betriebsversammlung protestiert. Ein Transparent mit der Aufschrift „Hartinger-Klein-Geist“ machte deutlich, an wen sich die Kritik richtet. Auch von einer „Ministerin für Krankheit und Asoziales“ war die Rede. Am Ende der halbstündigen Versammlung gab es tosenden Applaus als Antwort auf die Frage, ob bis zum Streik weitergekämpft werden soll.

Teilgenommen hat unter anderem auch Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres. Laut Betriebsratschef Manfred Rabensteiner sollte als Kernbotschaft vermittelt werden, „dass die Ministerin ihr Vorhaben, die Zerstörung der AUVA, zurücknehmen soll“.

An der Teilnahme von Szekeres übt Pichlbauer Kritik: „Ich halte es nicht für gut, wenn die Führungsetage der AUVA und der Ärzte so viel Wirbel macht und damit tatsächlich Patienten irritiert.“ Es könne sich kein Politiker leisten, dass ein Spital einfach ohne Alternativlösung zugesperrt wird, meint Pichlbauer.

AUVA-Betriebsversammlung

ORF/Eva Spielvogel

Die Versammlung fand vor dem Lorenz-Böhler-Krankenhaus statt

Keine Schließung, Verwaltung eindämmen

Auch Gesundheitsministerin Hartinger-Klein stellte am Dienstag klar, dass es nicht darum gehe, Unfallspitäler zuzusperren, sondern die überbordende Verwaltung im Sozialversicherungsbereich einzudämmen. Ursprünglich hatte Hartinger-Klein von der AUVA gefordert, eine halbe Milliarde Euro einzusparen: „Jedoch sind 500 Millionen Euro einzusparen einfach eine unlösbare Summe. Das würde zur Auflösung der AUVA führen“, sagt Rabensteiner.

Der Gesundheitsökonom Pichlbauer stellt die Sinnhaftigkeit der AUVA allerdings generell in Frage: „Die AUVA hat ihre Meriten in der industriellen Revolution gehabt, aber in der gegenwärtigen Situation weiß ich jetzt nicht, warum es eine Arbeitsunfallsversicherung geben soll, weil die Arbeitsunfälle so wenig geworden sind. Das meiste, was die AUVA versorgt, sind ja Freizeitunfälle."

Arbeitsunfälle würden ja trotzdem weiter behandelt werden, auch im UKH Meidling und im Lorenz Böhler, denkt Pichlbauer: „Das Krankenhaus verschwindet ja nicht, weil man den Träger ändert.“ Wenn es der Regierung tatsächlich um die Entschlackung der Verwaltung gehe, sei das positiv, weil damit im Normalfalle die Versorgung verbessert werde.

Weiteres Vorgehen der AUVA offen

Wie es in der AUVA nun weitergeht, ist noch offen, sagte Rabensteiner: „Wir lassen uns diesbezüglich einmal nicht in die Karten schauen, jedoch kann man eines sagen: Wir haben viele Möglichkeiten, und einen sehr sehr langen Atem, wo es bis zu einem Arbeitskampf, bis zur Niederlegung der Arbeit führen kann.“ Die Ärztekammer hatte sich am Montag demonstrativ hinter die AUVA gestellt - mehr dazu in AUVA: Ärztekammer fürchtet „Kahlschlag“.

Links: