Beratung: „Gefährlichste“ Mietschulden

Seit 30 Jahren besteht die Wiener Schuldnerberatung, der damalige Mitgründer Alexander Maly geht nun in Pension. Er sieht die Mietschulden als „gefährlichste“ Schulden und eine Gefahr bei Überziehungsrahmen.

„Es ist das überzogene Konto. Dann ist eine Jahresabrechnung fällig, man kann die nicht mehr bezahlen. Man geht zur Bank, möchte das zahlen. Die Bank gibt einen kleinen Kredit. Und wenn dann irgendetwas passiert, sei es eine Scheidung, sei es die Geburt eines Kindes oder Arbeitslosigkeit - dann ist sehr schnell die Katastrophe perfekt“, warnte Maly gegenüber „Wien heute“.

Zur Schuldnerberatung kommen meist Geringverdiener mit niedriger Schulbildung. Ein Drittel sind ehemals Selbständige. „Gefährliche Schulden“ sollten als erstes abgebaut werden, empfiehlt Maly: „Die gefährlichsten Schulden sind ganz eindeutig die Mietschulden. Gefährlich sind natürlich auch Stromschulden, Energieschulden. Und die Alimente für minderjährige Kinder sind auch sehr wichtig.“

30 Jahre Schuldnerberatung

Durchschnittlich hat jeder Wiener 50.000 Euro Schulden. Wer nicht alleine rauskommt, kann sich an die Schuldenberatung wenden.

Kredite für Fernseher und Reisen

In den 1980er Jahren sind erstmals Konsumkredite angeboten worden, unter anderem mit dem Werbeslogan „Anna, den Kredit hamma.“ Plötzlich konnten Menschen auf Pump Urlaub buchen oder Elektrogeräte kaufen. Die Schuldenfalle schnappte immer öfter zu. Heute wird laut Maly auch der Überziehungsrahmen zur Gefahr: „Früher war es der Röhrenfernseher, heute ist es der Flachbildfernseher. Früher war es der Urlaub irgendwo in den Alpen. Heute sind es die Malediven.“

Meist gelingt die Entschuldung heute über den Privatkonkurs. Vor 30 Jahren war das noch anders, erinnert sich Maly: „Wer in die Verschuldung geraten ist damals, ist drinnen geblieben bis an sein Lebensende.“

Am häufigsten haben sich die Wiener immer schon bei der Bank verschuldet. Vor 30 Jahren kamen auch viele Schulden durch Bestellungen per Versandhandel zustande. Neu dazugekommen sind in den vergangenen Jahren Schulden bei Handyanbietern. Monatlich kommen 600 neue Kunden hinzu.

Beratung mit „Betreutem Konto“

Alexander Maly war in den 1980er Jahren Mitbegründer der Schuldnerberatung. Die Beratung ist heute ein Tochterunternehmen des Fonds Soziales Wien. 2016 wurden mit einem Budget von 2,7 Millionen Euro und 44 Mitarbeitern 9.870 Kunden betreut, von denen rund 800 das „Betreute Konto“ in Anspruch nahmen. Das „Betreute Konto“ gilt als wichtiger Bestandteil in der Delogierungsprävention. Die Assistenz-App Haushalt unterstützt Pflegekräfte im Umgang mit Geld von Klienten.

„Monatlich kommen rund 600 neue Kundinnen und Kunden zu uns, und im Bereich der ergänzenden Finanzdienstleistungen gibt es noch einiges zu tun“, meinte Maly bei einer Enquete zum 30-jährigen Bestehen der Schuldnerberatung. Mit Ende April wird Maly in Pension gehen. „Wir wollen die Schuldnerberatung zu einer noch stärkeren Säule im sozialen Netz der Stadt Wien machen, erkämpfte Rechte von Menschen in Not wahren und ihnen neue Perspektiven eröffnen“, sagte Malys Nachfolger Christian Neumayer.

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