Ausstellung für „Bürgermeister zum Angreifen“

Über ein Vierteljahrhundert hat Teddy Kollek als Bürgermeister die Stadt Jerusalem geprägt. Das Jüdische Museum Wien widmet dem „Bürgermeister zum Anfassen“, der in Wien aufwuchs, bis November eine Sonderausstellung.

„Selten im Büro, sondern meistens in der Stadt unterwegs“, beschrieb Danielle Spera, Direktorin des Jüdischen Museums, Kollek bei der Presseführung zur Ausstellung. Ab 6.00 Uhr sei Kollek mit einem Notizblock in der Hand durch die Straßen Jerusalems gefahren und habe sich notiert, was getan werden musste.

Die Ausstellung „Teddy Kollek. Der Wiener Bürgermeister von Jerusalem“ zeigt mit Bildern und Videointerviews verschiedene Lebensstationen. Der 1911 in Ungarn geborene Teddy Kollek verbrachte seine Kindheit und Jugend in Wien. „Er ist mit seinen Eltern in Museen, ins Theater, in die Oper gegangen. Er wollte das auch in Israel umsetzen, seine erste Tat war auch, das Israel-Museum zu gründen“, sagte Spera gegenüber „Wien heute“. „Es hat ihn sehr beeinflusst und geprägt in Wien aufgewachsen zu sein“, sagte auch Kolleks Tochter Osnat.

Der Wiener Bürgermeister Jerusalems

Teddy Kollek war 28 Jahre lang Bürgermeister von Jerusalem. Seine Geschichte wird jetzt im Jüdischen Museum thematisiert.

Hassliebe zu Wien

Über den Köpfen der Besucher der Ausstellung schwebt ein fünf Meter langes Faltboot. Ein ähnliches Exemplar dürfte Kollek als Jugendlicher für seine zionistische Jugendgruppe erstanden haben. Kollek, der wegen seiner eifrigen Tätigkeit als Spendensammler, mit denen er unter anderem Museen und Parkanlagen schuf, den Spitznamen „Teddy Collect“ erhielt, übte sich schon als Teenager darin. Seine erste „Schnorr-Aktion“ war seine Bar-Mizwa, erzählte Spera. Dort bat er die Gäste zum Schock seiner Eltern, Geld für ein Boot für seine Jugendgruppe zu spenden.

„Teddy Kollek. Der Wiener Bürgermeister von Jerusalem“ bis 25. November im Jüdischen Museum, Dorotheergasse 11.

Die Beziehung ihrer Eltern zu Wien sei von einer Hassliebe geprägt gewesen, erzählte Osnat Kollek im Rahmen der Ausstellungseröffnung. Erst spät habe ihr Vater eine Einladung nach Wien akzeptiert, auch ihrer Mutter sei es schwer gefallen, die Stadt zu besuchen. Dennoch galt Wien Kollek als Vorbild bei der Gestaltung von Jerusalem. „Es war ihm wichtig, die Wiener Kultur nach Israel zu verpflanzen“, berichtete Kurator Marcus Patka. „Er wollte die Stadt schöner machen - und schöner hieß für ihn nach Wiener Vorbild“, sagte Spera.

Helmut Zilk mit Teddy Kollek und Tamar Schwarz

ORF

Mit dem früheren Bürgermeister Helmut Zilk verband Kollek ein freundschaftliches Verhältnis

Ehrenbürger der Stadt Wien

Teddy Kollek war 1934 nach Palästina ausgewandert und widmete sich gemeinsam mit seiner Frau Tamar Schwarz dem Aufbau eines Kibbuz. 1965 wurde er zum Bürgermeister von Jerusalem gewählt. Nach dem Sechs-Tage-Krieg 1967 und der Wiedervereinigung führte er die vernachlässigte Stadt zu neuem Glanz und entwickelte sie zu einer modernen Metropole. In den 28 Jahren seiner Amtszeit setzte er sich für ein friedliches Zusammenleben seiner multireligiösen Bewohner ein.

2001 wurde Teddy Kollek zum Ehrenbürger der Stadt Wien ernannt. Die gleiche Auszeichnung wurde vor wenigen Tagen an Hugo Portisch vergeben - mehr dazu in Hugo Portisch ist Wiener Ehrenbürger.

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