Gemeinnützige: 7.000 billige Wohnungen fehlen
Die gemeinnützigen Bauvereinigungen sehen trotz stabiler Fertigstellungszahlen den leistbaren Wohnbau in Gefahr. Verbandsobmann Karl Wurm verwies am Dienstag auf weiter steigende Grund- und Baukosten sowie die demnächst wieder anspringenden Zinsen. Damit drohe eine Aufwärtsbewegung der Mieten und ein noch stärkeres Ausweichen auf freifinanzierte Wohnungen, obwohl diese für viele unleistbar seien.
Anstieg der Baupreise bremst Bauvorhaben ein
In Österreich ist laut Wurm die Baukonjunktur derzeit überhitzt, deshalb befänden sich allein in Wien mindestens 1.500 Wohnungen in einer Warteschleife, von der man nicht wisse, wie lang sie andauern werde, so Wurm. Diese Projekte würden auf akzeptable Kostenangebote warten, weil die zuletzt überdurchschnittlich stark gestiegenen Baupreise in den Kostenlimits für den geförderten Wohnbau nicht mehr unterzubringen seien. Das Bild in vielen anderen Regionen sei ähnlich - speziell in Ballungsräumen wie Innsbruck, Graz oder Salzburg.
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Die gemeinnützigen Bauvereinigungen haben voriges Jahr ihre Neubauleistung um mehr als ein Zehntel gesteigert und wollen dieses Volumen auch heuer und 2019 halten. 2017 übergaben sie 17.010 Wohnungen, um elf Prozent mehr als 2016 (15.300). Anfang 2018 befanden sich 30.600 Wohnungen in Bau - um 4.000 mehr als ein Jahr davor -, 17.000 davon sollen heuer fertig werden.
Für 2019 zeichnet sich aus derzeitiger Sicht sogar ein leichter Anstieg auf 17.300 fertiggestellte Wohnungen ab, hieß es am Dienstag vom Verband der Gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV). Trotz hoher Bauleistung bleibe aber speziell in den Städten und Ballungszentren durch das rapide Bevölkerungswachstum die Nachfrage nach kostengünstigen Wohnungen hoch.
„Billigschiene“ für Wohnbau gefordert
Die Regierung sollte die im Koalitionspakt festgehaltene Übertragung der Kompetenzen von Bund auf die Länder möglichst rasch vornehmen, damit die Bundesländer für ihre Wohnbauförderung Preisobergrenzen für den Verkauf von Grundstücken festlegen können. Sonst bekomme man das Problem nicht in den Griff, und es würden Verhältnisse wie in München oder Paris drohen, warnte Wurm.
Im Wohnbau selbst ist laut Wurm eine „Billigschiene“ nötig, „die einfach und klar strukturiert ist“. Die Kunden würden das nachfragen. „Es muss nicht überall dieselbe Qualität geben, auch weil wir sonst die Förderung in der gegebenen Form in die Luft sprengen.“ Bei Neubauten müsse man sich überlegen, ob wirklich noch so viele Garagenplätze wie früher nötig seien, sagte Wurm.