Kinderpsychiatrie: Weiter zu wenige Plätze

Obwohl es seit Jahren bekannt ist, gibt es in Wien noch immer zu wenige Ärzte und Spitalsbetten in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Kritik kommt jetzt erneut von Patientenanwältin Sigrid Pilz.

„Man muss damit rechnen, dass man bei einem Kassenfacharzt bis zu drei Monate wartet. Und auch bei den Wahlärzten wird es wahrscheinlich mehrere Wochen dauern, bis man einen Termin bekommt“, sagt Kinderpsychiater und Obmann der Fachgruppe Kinderpsychiatrie in der Wiener Ärztekammer gegenüber „Wien heute“.

In ganz Wien ordinieren derzeit nur sechs Kassenfachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Kritik daran kommt auch von der Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz. „Ich würde sagen eine Verdreifachung wäre das Minimum“, sagt Pilz.

Zu wenig Plätze in Kinder- und Jugendpsychiatrie

ORF

Laut Patientenanwältin viel zu wenige kinderpsychiatrischen Spitalsplätze

Pilz: Viel zu wenige Spitalsbetten

In Beratungsstellen gibt es laut Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) weitere neun Kassenfachärztinnen und -ärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Ein Ausbau sei angedacht.

Kinder- und jugendpsychiatrische Behandlung auf E-Card bieten neben den sechs Kassenärzten unter anderem auch der Verein „Die Boje“, das Institut für Erziehungshilfe und der Psychosoziale Dienst an.

Mangelhaft ist derzeit auch die Ausstattung mit kinderpsychiatrischen Spitalsplätzen. Statt wie im Strukturplan Gesundheit laut der Patientenanwältin vorgesehen mindestens 128 Betten, gibt es nach Informationen der Gebietskrankenkasse nur 64 im AKH und am Rosenhügel.

Die Liga für Kinder- und Jugendgesundheit fordert ebenfalls eine bessere Versorgung. „Gerade psychische Probleme im Kindes- und Jugendalter sind prinzipiell gut therapierbar. Das uns hier in einem Land wie Österreich die Plätze fehlen und dass diese Kinder angewiesen sind, dass die Eltern oder Familien ihnen das bezahlen, die das oft nicht können, ist unvorstellbar“, so Caroline Culen von der Liga.

Kindesmissbrauch: Zu wenig Psychatrie-Plätze

In der Kinder- und Jugendpsychiatrie gibt es in Wien immer noch Engpässe: Es sind nicht genug Spitalsbetten und Kassenärzte verfügbar.

Kinder oft auf Erwachsenenpsychiatrien

Wegen des Bettenmangels in kinderpsychiatrischen Abteilungen werden Kinder oft auf Erwachsenenpsychiatrien stationär behandelt. Rund 130 waren es im vergangenen Jahr. Das darf nicht sein, sagt auch die Patientenanwältin. „Es ist dort keine adäquate Betreuung und Tagesstruktur für Kinder und Jugendliche geboten“, kritisiert Pilz.

Bis Jahresende sollen laut KAV auf der Kinderpsychiatrie am Rosenhügel 15 Betten dazukommen. Im AKH bis Ende 2019 vier Betten. Und mit Inbetriebnahme des KH Nord weitere 30. Ob das dann reicht, wird sich erst zeigen.

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