Museum schickt Wiener ins All

Das Naturhistorische Museum zeigt die astronomische Kunstausstellung „Our Place in Space“. Erstmals in Europa ist der Prototyp eines Weltraum-Wohnmoduls zu besichtigen. Denken auf kleinem Raum ist gefragt.

Wie geht der Mensch auf kreative Weise mit der Erkenntnis um, dass er und sein Heimatplanet nur einen winzigen Punkt in den Weiten des Alls darstellen? Dieser Frage geht eine Sonderausstellung im Naturhistorischen Museum (NHM) Wien ab Mittwoch nach.

Wohnmodul muss in Schwerlast-Rakete passen

Bis 23. Juni ist auf dem Maria-Theresien-Platz das „Self-deployable Habitat for Extreme Environments“ (S.H.E.E.) zu sehen. Maßgeblich mitentwickelt wurde der sich selbstständig entfaltende kleine „Lebensraum“ für Mond oder Mars von Experten der Weltraum-Architekturplattform Liquifer rund um die Wienerin Barbara Imhof. Gleichzeitig könne das Modul aber auch als kleines Krankenhaus in Katastrophengebieten auf der Erde eingesetzt werden, heißt es.

Ziel des im Rahmen eines EU-geförderten Forschungsprojekts entwickelten komplexen, rund sechs Tonnen schweren Gebäudes ist es, „die Technologie und Designs für echte, zukünftige Habitate zu testen“, sagte Projektleiter Chris Welch von der International Space University in Straßburg anlässlich der Vorstellung der Schau am Dienstag.

Raumfahrt im Bergwerk getestet

Dieses Unterfangen sei ebenso schwierig, wie teuer und verlange eben ein Denken auf kleinstem Raum - soll doch so ein Lebensraum nicht nur Funktionalität, sondern auch ein wenig Privatsphäre bieten und darüber hinaus in Schwerlast-Raketen Platz finden.

Wohnmodul fürs All mitten in Wien

Vor dem Naturhistorischen Museum ist ein Wohnwagen für den Weltraum aufgestellt, entworfen von Wiener Architektinnen.

Seinen ersten Härtetest hat S.H.E.E. in einer Raumfahrt-„Analogmissionen“ in einem Erz-Tagbaugebiet nahe der Stadt Sevilla in Spanien 2016 absolviert. „Es war schon extremen Umgebungen ausgesetzt“, wie Imhof erklärte. In einer der beiden getrennten Schlafkabinen habe sie selbst eine Nacht zugebracht. Fazit: Das Design erlaube trotz der nur 28 Quadratmeter „doch sehr viel Privatheit“, so die Liquifer-Chefin.

Neben einer Art „Mini-Bad“ bietet das Habitat unter anderem auch Arbeitsplätze. Denkbar sei auch eine Anwendung als Weltraum-Gewächshaus oder -Lagerraum. Die Einheiten können modular zusammengesetzt werden und so in ferner Zukunft eine Mond- oder Mars-Basis bilden. Ein Überleben für zwei Astronauten im geschlossenen Kreislauf kann mit dem System für zwei Wochen gesichert werden, so die Experten.

Bilder des Weltraumteleskops Hubble

Vom eher beengten Raum, den S.H.E.E. bietet, gelangt man im Saal 50 des NHM in die Weiten des Alls. In der Sonderausstellung dienen die eindrucksvollen und auch „ästhetisch anspruchsvollen“ Bilder des Weltraumteleskops Hubble als Ausgangs- und Bezugspunkt für Kunstwerke, wie NHM-Generaldirektor Christian Köberl sagte.

Für die Kuratorin der Ausstellung, Ulrike Kuchner, sind Kunst und Wissenschaft zwei Zugänge „auf Augenhöhe“, um sich mit den bohrenden Fragen der eigenen Kleinheit und Unwichtigkeit im unfassbar großen Gesamtensemble des Universums anzunähern. Ebenso wie die zehn künstlerischen Arbeiten und neun „Hubble“-Abbildungen wolle man den Besuchern die Möglichkeit geben, „ihren Platz im Universum zu reflektieren“, so Kuchner.

Fünf der gezeigten Kunstwerke kommen von Studenten des von dem Filmemacher Virgil Widrich geleiteten Master-Studiengangs „Art & Science“ an der Universität für angewandte Kunst, die gemeinsam mit NHM, Infrastrukturministerium, Denkwerkstatt „GLOBART“ und der Europäischen Raumfahrtagentur ESA für die bis 4. November zugängliche Schau verantwortlich zeichnen.

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