Casinos Austria: Hauptversammlung eskaliert

Die Neubesetzung des Casinos-Austria-Aufsichtsrats hat am Mittwoch erstmals zu einer Kampfabstimmung in der Hauptversammlung führt. Die tschechische Sazka-Gruppe, nun größte Aktionärin, wollte alle Kapitalvertreter stellen.

Eine derartige Kampfabstimmung gab es in der 50-jährigen Geschichte der Casinos Austria noch nie. Bisher herrschte unter den Eigentümern stets bestes Einvernehmen über die Aufsichtsräte. Es war klar, wer wieviele Kandidaten in dem Kontrollgremium stellen darf, über die jeweils von den Aktionären Nominierten wurde dann im Konsens aller Eigentümer abgestimmt.

Fahnen der Casinos Austria

APA/Robert Jäger

Zum ersten kam es zu einer Kampfabstimmung

Abstimmung über jeden einzelnen Kandidaten

Die Sazka-Gruppe, die 38 Prozent an den Casinos hält, wollte nun alle zwölf Kapitalvertreter stellen, was als Kriegserklärung an die staatliche ÖBIB gilt. Letztendlich bekamen die Tschechen nur fünf Aufsichtsräte. Es wurde über jeden einzelnen Kandidaten votiert. Die Sazka-Gruppe will die Kontrolle über die Casinos Austria erlangen - unter anderem, weil sie sich bei der Begebung einer 500-Millionen-Euro-Anleihe leichter tun würde, wenn sie den österreichischen Glücksspielkonzern voll konsolidiert.

Machtkampf auch im Vorstand

Auf Vorstandsebene ist es den Tschechen nicht gelungen, mehr Macht zu bekommen. Sie pochten auf einen vierten Vorstand - im bisherigen Dreiervorstand gilt nur einer, Generaldirektor Alexander Labak, als Mann der Sazka -, sind damit aber bei der Regierung abgeblitzt. Der Staat hält über die Beteiligungsholding ÖBIB ein Drittel an den Casinos Austria und will den Konzern tunlichst in österreichischer Hand behalten.

Daraufhin versuchten es die Tschechen via Aufsichtsrat, sind damit aber am Mittwoch kläglich gescheitert. Zur Hauptversammlung am Nachmittag kamen sie mit einer Liste von zwölf Kandidaten, obwohl ihnen gemäß ihres Aktienanteils nur fünf Personen zustehen. Sazka hat also für sich reklamiert, alle Kapitalvertreter zu stellen. Im Casinos-Aufsichtsrat sitzen zusätzlich noch sechs Belegschaftsvertreter, somit insgesamt 18 Personen.

Novomatic-Vertreter auf Liste

Auf der Sazka-Liste standen dem Vernehmen nach keine ÖBIB-Kandidaten (bisher vier Personen), sehr wohl aber zwei Novomatic-Vertreter und ein Vertreter für die ehemalige Kirchenbank Schelhammer & Schattera (jetzt Grawe-Gruppe). Novomatic hält 17 Prozent an den Casinos, die Grawe mehr als fünf Prozent.

Mit dem niederösterreichischen Glücksspielkonzern Novomatic hat die Sazka eigentlich einen Stimmbindungsvertrag. Ob dieser auch für strategische Fragen gilt oder nur fürs operative Geschäft, ist nach wie vor nicht bekannt.

Novomatic verhinderte Machtübernahme

Puncto Aufsichtsrat fühlte sich Novomatic jedenfalls nicht an die Vereinbarung gebunden, wie es zur APA hieß. Es war also das niederösterreichische Unternehmen, das die Machtübernahme der Tschechen im Casinos-Aufsichtsrat verhinderte. Wenn nämlich die Stimmrechtsbindung gezogen hätte, hätte die Sazka-Gruppe alle ihre vorgeschlagenen Kandidaten durchgebracht, denn für die Wahl der Aufsichtsräte genügt eine einfache Mehrheit. Zusammen mit Novomatic hätte die Sazka-Gruppe die ÖBIB überstimmen können.

Dass sich Novomatic den Tschechen in den Weg stellen würde, zeichnete sich am Mittwoch laut APA-Informationen bereits vor Beginn der Hauptversammlung ab, sodass die Sazka-Gruppe - genauer: die Medial-Beteiligungs-Gesellschaft, über die die Tschechen ihre Casinos-Anteile erhalten - einlenken und sich mit fünf Vertretern im Aufsichtsrat abfinden musste. Auch das Ansinnen der Tschechen, die Vertragslaufzeit der Aufsichtsräte auf ein Jahr zu verkürzen, wurde schon vor der entscheidenden Sitzung abgewiesen.

Rothensteiner bleibt Chef

Letztendlich hat sich dann gar nicht so viel geändert: Chef des Casinos-Austria-Aufsichtsrats bleibt wie erwartet der langjährige RZB-Chef Rothensteiner, er wird der ÖBIB zugerechnet. Weiters auf einem ÖBIB-Ticket sitzen Josef Pröll, Gerhild Hofer und Thomas Polzer. Die fünf (neuen) Vertreter der Medial (Sazka) sind: Francine Brogyanyi, Robert Chvatal, Pavel Horak, Jürgen Kittel und Katarina Kohlmayer.

Die Novomatic-Gruppe wird von ihrem Chef Harald Neumann sowie von Elisabeth Stern vertreten, Schelhammer & Schattera (Grawe) und weitere Kleinaktionäre von Gerald Neuber. Die vom sechs Casinos-Betriebsrat entsandten Kandidaten bleiben alle: Manfred Schönbauer, Christian Holz, Maria Laister, Peter Löb, Alexander Nachbaur und Alois Suppan. Ausgeschieden sind folgende Personen, teils haben sie nicht mehr existente Casinos-Aktionäre vertreten: Hannes Bogner, Elisabeth Stadler, Andreas Bierwirth, Wolfgang Horak, Helene Kanta, Gerhard Starsich und Leonhard Romig. Die Staatskommissäre Alfred Lejsek, Johannes Pasquali und Alfred Katterl bleiben.

Sazka plant Gang vor Gericht

Sazka will die Niederlage nicht auf sich sitzen lassen und vor Gericht ziehen. Die tschechische Gruppe wirft Novomatic Vertragsbruch vor. Novomatic hätte bei der Casinos-Hauptversammlung am Mittwoch für die von Sazka vorgeschlagenen zwölf Aufsichtsratskandidaten stimmen müssen. Das sei im Stimmbindungsvertrag von Sazka und Novomatic so festgeschrieben.

„Wir teilen diese Meinung nicht“, so ein Novomatic-Sprecher am Mittwochabend dazu. Mehr könne er aufgrund der Verschwiegenheitspflichten nicht sagen. Die gesamte Vereinbarung zwischen den beiden Glücksspielkonzernen ist nach wie vor nicht öffentlich. Hätte sich Novomatic an eine Stimmrechtsbindung gehalten, hätten sich die Tschechen durchgesetzt, denn für die Aufsichtsratswahl braucht es nur eine einfache Mehrheit. Damit hätten die Sazka-Gruppe die Republik, die nun schäumt, komplett ausgebootet.

Das wollte Novomatic nicht zulassen, wie man hört. Denn es wäre nicht gerade zum Wohle des Unternehmens, wenn im Aufsichtsrat kein einziger Vertreter der Republik säße. Und dass Entscheidungen zum Wohle des Unternehmens getroffen werden müssen, sei auch im Stimmbindungsvertrag festgehalten.

Kontrolle über Casinos nun in Ferne

Für die Tschechen ist nach der Niederlage vom Mittwoch die Kontrolle über Casinos Austria in die Ferne gerückt. Die Sazka-Gruppe möchte den österreichischen Glücksspielriesen in ihrer Bilanz voll konsolidieren, weil sie sich dann mit der Begebung einer 500-Millionen-Anleihe leichter täte. Einen geplanten Börsengang hat die mit mehr als einer Milliarde Euro verschuldete Gruppe im Vorjahr abgeblasen.

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