Kürzungen schwerer Schlag für Familienberatung

Kürzungen des Familienministeriums wirken sich auf die Wiener Beratungsstellen für Familien aus. Somit stehen weniger Betreuer zur Verfügung, Klienten müssen länger auf Termine warten.

Erziehungsprobleme, Misshandlungen, Gewalt, Arbeitslosigkeit, schulische Probleme, Behinderung, Mobbing, Sucht, Scheidung und noch vieles andere mehr: Gründe, eine Beratungsstelle für Familien aufzusuchen, gibt es sehr viele. Fast 80.000 Menschen besuchten im Vorjahr eine der 71 Wiener Familienberatungsstellen.

Doch das Familienministerium verringerte das Budget um zehn Prozent, was mehrere Verschlechterungen mit sich bringt: Es gibt weniger Berater, das kostenlose Angebot für rund 3.400 Wienerinnen und Wiener in diesem Jahr fällt weg und Wartezeiten von bis zu drei Monaten oder noch mehr müssen in Kauf genommen werden. Die Kürzungen sind „ein schwerer Schlag für uns“, sagte Johannes Wahala, Sprecher des Dachverbandes der Familienberatungsstellen.

Hände eines homosexuellen Paares und eines Kindes.

DPA/Jens Kalaene

Viele Familien bleiben mit ihren Problemen alleine.

Kein Zusammenhang mit Familienbonus plus

Die Einsparungen „auf dem Rücken derer, die das wirklich brauchen“ sind für Wahala umso unverständlicher, als der Bedarf an professioneller Familienberatung permanent im Ansteigen ist. Hinzu kommt noch, dass die finanzielle Ausstattung bereits seit Jahren nicht ausreicht. Bereits 2014 gab es ein Loch von drei Millionen Euro. 2016 gab es eine Extra-Million von der damaligen Familienministerin Karmasin, im Vorjahr eine halbe Million. Nun aber kürzt Familienministerin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) wieder um eine Million.

Das Ministerium habe dies mit der Einführung des Familienbonus plus begründet, sagte Wahala. Doch das sei eine völlig andere Sache: Die geförderte Familienberatung, zu der sich der Staat im Familienberatungsförderungsgesetz verpflichtet hat, dreht sich um die psychosoziale Versorgung von Familien, etwa wenn es Probleme mit Kindern gibt. Der Familienbonus plus sei hingegen eine steuerliche Entlastung für Familien in einer gewissen Einkommensgruppe. Wahala: „Das sind zwei völlig verschiedene Dinge.“

Onlinepetition gegen Kürzungen

71 Familienberatungsstellen gibt es in Wien, dazu kommen noch zwölf Beratungsstellen an Bezirksgerichten. Durch die aktuelle Einsparung müssen in Wien 4.850 Beratungsstunden eingespart werden, sagte Wahala. Der Dachverband hat unter anderem eine Onlinepetition gestartet, um gegen die Kürzungen zu protestieren.

Familienministerin Juliane Bogner-Strauß argumentierte, dass sie sparen müsse. Sollte am Jahresende noch Geld für die Familienberatung übrig bleiben, versprach sie, die finanzielle Lücke zu schließen.

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