Wiener Kroaten jubeln ohne Böller

Kein Halten mehr hat es in der vergangenen Nacht in der inoffiziellen kroatischen Fanzone in der Ottakringer Straße gegeben. Rakitic und Co. besiegten England mit 2:1. Der kollektive Freudentaumel in Wien verlief dieses Mal friedlich.

Es begann mit einem Schock: Englands Kieran Trippier schoss sein Team schon in der fünften Minute in Führung. Doch Tore von Ivan Perisic in der 68. Minute und Mario Mandzukic in der 109. Minute ebneten dem kroatischen Team den Einzug ins WM-Finale in Moskau - mehr dazu in Jubel über ersten Finaleinzug (sport.ORF.at).

Mit dem Schlusspfiff nach 120 Minuten feierten die kroatischen Anhänger auch in Wien euphorisch. Fans, die Platz in den überfüllten Lokalen gefunden hatten, strömten ins Freie, die Spannung entlud sich in den unterschiedlichsten, nicht immer ganz nachvollziehbaren Aktionen. Aber dieses Mal wurde der Sieg durchwegs friedlich gefeiert, berichtete Polizeisprecher Patrick Maierhofer.

Ottakringer Straße zeitweise gesperrt

Freudenschreie und Hüpfen, ohne dabei auf das verschüttete Bier zu achten, waren am beliebtesten. Fast ebenso viele wollten den Moment durch Selfies für die Nachwelt festhalten und filmten sich selbst beim Tanzen, Jubeln und Brüllen. Nicht wenige - männliche - Fußballfans entledigten sich ihrer Oberbekleidung, einer ertüchtigte sich durch einige Liegestütz auf den Straßenbahnschienen.

Die Polizei, die aufgrund der Ausschreitungen vom vergangenen Samstag mit 350 Mann angerückt war, sperrte die Ottakringer Straße auf beiden Seiten bis etwa 23.30 Uhr. Jene Autofahrer, die durch die Seitengassen einfuhren, beteiligten sich durch Hupen an der Euphorie oder suchten, so schnell es eben ging, wieder das Weite.

Sieg über Frankreich in Ottakring sicher

Bis auf einzelne Übertretungen nach dem Pyrotechnikgesetz - Bengalen und Rauchbomben, aber diesmal keine Böller - hatten die zahlreichen Beamten wenig zu tun. Ein betrunkener Österreicher, der im England-Shirt eine Schimpfkanonade auf die kroatischen Fans losgelassen hatte, wurde von den Polizisten abgedrängt, beruhigt und nach Hause geschickt. „Ist ja alles sehr moderat“, meinte ein Schaulustiger zu seinem noch jungen Sohn, mit dem er sich auf die Ottakringer Meile gewagt hatte.

Was sich dort wohl am Sonntag abspielen wird, lässt sich noch gar nicht abschätzen. Sicher scheint - zumindest in der Ottakringer Straße und Umgebung - jedoch, dass den Kroaten der Sieg über Frankreich nicht zu nehmen ist. Denn dass das Viermillionenland die „Grande Nation“ bezwingen wird, daran herrschte unter den Fans kein Zweifel.

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