Der Kitsch der 90er Jahre

Im Wiener Museum MUSA ist der zweite Teil der Austellungsreihe „Die 90er Jahre“ zu sehen. „Subversive Imaginationen“ widmet sich dem Kitsch als Stilelement dieser Zeit. Die Ausstellung ist bis 30. September zu sehen.

Bekanntlich kommt alles wieder. Manches schneller als gedacht. Gerade erst die Schlaghosen ausgezogen und den Gameboy weggelegt, finden die 90er schon wieder Einzug in die Museumsräumlichkeiten. In Samt, Lametta, Kunstfedern und grellen Neonfarben präsentiert das Wien Museum im MUSA den Kitsch als prägendes Stilmittel dieser Zeit.

Gemälde Martha Jungwirth

Wien Museum

Martha Jungwirth als Vorreiterin der Kunstszene

Geradezu exemplarisch dafür steht die Skulptur „Orangenbaum“ von Renate Bertlmann. Ein weißer Plastikturm behangenen mit Styroporbällen als Orangen, die über den Köpfen der Besucher schweben. Die übertriebene Synthetik betont jenen Aspekt des Kitsches, der sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung zieht: die Ironie.

Witz und Kritik

Durch Witz sollen soziale Normen in Frage gestellt werden. Es ist jene Zeit, in der Gesellschaftskritik um die Trans- und Genderdebatte erweitert wird. In der ironischen Selbstinszenierung von Matthias Herrmann wird das „Mann-sein“ und die „Heterosexualität“ reflektiert. Es sind zynische Identitätsfragen, welche die Formsprache der „90er-Jahre-Kunst“ prägen.

Gemälde von Frau mit Telefon

Wien Museum

Feminismus und Genderdebatten waren prägend für die Kunst der 90er

Künstlerin Hil de Gard deutete Identität um und beschriftete Papierrollen als Vorreiter-, Gast- oder Traumrolle. Im Zuge der Digitalisierung entdeckten Kunstschaffende die Multimediakunst. Zum Einsatz kommen Projektionen und Videoinstallationen wie etwa die von Judith Huemer. In ausgelassener Feierlaune tanzt sie über den Bildschirm einer Videowand.

Die 90er in drei Teilen

Die Austellung „die 90er Jahre“ lässt zurückblicken auf eine Zeit des Umbruchs und auf eine junge Kunstszene, die soziale Debatten ironisch aufgreift. Es ist die fünfte und letzte Schau der Ausstellungsreihe des MUSA zur Geschichte zeitgenössischer Kunst in Österreich. Der Kunstbestand des letzten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts war für die Kuratoren Brigitte Borchhardt-Birbaumer und Berthold Ecker offenbar besonders ergiebig.

Die Ausstellung „Die 90er Jahre“ wird deshalb in drei Aufzügen gezeigt. Während sich der erste Aufzug mit der Internationalisierung des Künstlerkreises beschäftigte, wird sich der dritte und letzte Teil der Mobilität der 90er Jahre widmen. Die Eröffnung ist am 10. Oktober.

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MUSA