Mehr Morde und Suizide mit Schusswaffen

Restriktive Waffengesetze senken die Mord- und Suizidraten. So gingen diese Zahlen in Österreich seit der strengen Waffengesetzreform 1997 kontinuierlich zurück. Doch seit der Wirtschaftskrise 2008 steigen die Zahlen wieder.

Die allgemeine Verunsicherung in der Bevölkerung führte zu weiteren Neuzulassungen von Schusswaffen, was deren Anteil bei Morden und Suiziden signifikant erhöhte, so eine Erklärung der Forscher von der MedUni Wien. In Österreich gehen die Zahlen an Morden und Suiziden seit Jahrzehnten kontinuierlich zurück.

Studie Waffengesetze Schießplatz Schusswaffen

ORF

Der Zugang zu Waffen ist in Österreich leicht, meint der Waffenhändler

Wirtschaftskrise führte zu Trendumkehr

Doch auch der prozentuelle Anteil an Gewalttaten mit Schusswaffen hat sich geändert: Seit der Waffengesetzreform im Jahr 1997, als der Schusswaffenbesitz erschwert wurde, ging die Zahl der Neuzulassungen kontinuierlich zurück. Und das spiegelt sich auch in den Mord- und Suizidraten mit Schusswaffen wieder. Kamen zum Beispiel um 1998 auf 100.000 Einwohner 3,7 Waffensuizide, so fiel dieser Wert bis 2008 kontinuierlich und deutlich auf 2,4 pro 100.000 Einwohner.

Informationen mit Hilfsangeboten für Personen mit Selbstmordgedanken und deren Angehörige sowie Hilfseinrichtungen in Österreich: www.suizid-praevention.gv.at

Dieser Trend ist seit der Wirtschaftskrise 2008 abgebremst. In westlichen Nationen gingen die Suizidraten wieder nach oben. „Ein bekannter, mitverantwortlicher Faktor für Suizid ist drohende Arbeitslosigkeit“, erklärte Autor Daniel König von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der MedUni/AKH Wien, „diese stieg im Zuge der Wirtschaftskrise 2008 und mit ihr Stress in der Bevölkerung merkbar an - auch in Österreich. Erstmals kam es wieder zu mehr Neuzulassungen bei Schusswaffen.“

Zehn Prozent der Morde mit Schusswaffen

Als Konsequenz wurde die bisherige Abwärtskurve bei sogenannten „schusswaffen-induzierten“ Suiziden deutlich abgeflacht. Seit 2008 gibt es hier in Österreich keinen Rückgang mehr zu vermelden. Im Gegenteil: Sie steigen wieder, der Prozentsatz liegt nur noch knapp unter jenem von 1998. Die Entwicklung der Mordraten durch Schusswaffen war noch signifikanter. 1998 wurden neun Prozent aller Morde mit Schusswaffen verübt. 2016 waren es über zehn Prozent.

Studie Waffengesetze Schießplatz Schusswaffen

ORF

Der Umgang mit der Waffen muss nur selten nachgewiesen werden

Die Studie zeigt auf, dass die schusswaffen-induzierten Mord- und Suizidraten nach der Erschwerung des legalen Zugangs zu Schusswaffen im Jahr 1997 jedes Jahr signifikant gesenkt wurden. Eine Abschwächung des Trends im Jahr 2008 bei schusswaffen-induzierten Suiziden und eine Umkehr des Trends bei Morden könnte zu einem Teil auf vermehrt ausgestellte Waffenbesitzkarten im Zuge der Wirtschaftskrise zurückgeführt werden.

Schusswaffen im Visier

Laut MedUni Wien ist die Zahl der Morde und Selbstmorde durch Schusswaffen seit Beginn der Wirtschaftskrise auf zehn Prozent gestiegen.

Waffenhändler fordert strengere Regeln

Für die nahe Zukunft rechnet Studienautor König angesichts der zunehmenden Verunsicherung in der Bevölkerung mit einem weiteren Anstieg des Waffenbesitzes und den dadurch wahrscheinlicher werdenden Waffensuiziden. Diesem Trend entgegenzuwirken, stellt eine wichtige Herausforderung für die Gesellschaft dar.

Dem stimmt auch Waffenhändler Markus Schwaiger zu. Er setzt sich für strengere Regeln ein: „Die Maßnahmen, die in den letzten 20 Jahren gesetzt wurden, gehen in die falsche Richtung. Was man komplett außer Acht gelassen hat, ist der Ausbildungsbereich.“ Regelmäßige Sportschützen würden sowieso Ausbildungen machen, das wären aber lediglich fünf bis zehn Prozent, schätzt Schwaiger. Alle anderen würden alle fünf Jahre einen theoretischen Vortrag hören und fünf Schüsse auf dem Waffenstand abgeben.

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