Attacke auf Passanten: U-Haft beantragt

Nach Angriffen auf mindestens vier Passanten in der Leopoldstadt hat die Staatsanwaltschaft nun die Untersuchungshaft für einen 24-Jährigen beantragt. Zudem soll ein psychiatrisches Gutachten erstellt werden.

Erstmals sprach die Staatsanwaltschaft Wien am Freitagnachmittag von vier Opfern des Verdächtigen. Anfangs war noch von zwei die Rede. Noch sei das Ermittlungsverfahren am Anfang, weitere Opfer könnten hinzukommen, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Nina Bussek. Beim ersten Übergriff mit einer leichten Körperverletzung am Mittwoch gab es keinen antisemitischen Hintergrund. Am Donnerstag attackierte der Mann erst eine 37 Jahre alte Frau und dann einen Mann, der eine Kippa trug - mehr dazu in Mann attackierte Passanten: Motiv unklar.

Konträre Ansichten von Staatsanwaltschaft und IKG

Dass der Angreifer sich "gezielt ein durch die Kippa als Jude erkennbares Opfer ausgesucht hat, obwohl in der Taborstraße auch zahlreiche andere Menschen unterwegs waren, lässt den Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), Oskar Deutsch, von einem „antisemitischen Angriff“ sprechen - mehr dazu in IKG sieht neue Art des Angriffs auf Juden.

Sendungshinweis:

„Wien heute“, 20.7.2018, 19.00 Uhr, ORF2

Die Staatsanwaltschaft Wien hingegen sieht das nicht so. Dass die Übergriffe des 24-Jährigen antisemitisch motiviert waren, „kann ich nicht bestätigen“, betonte Bussek. Diesbezügliche Informationen wurden der Behörde von der Polizei bisher auch nicht übermittelt, sondern die Auskunft, dass es sich um „wahllos ausgesuchte Opfer“ gehandelt hätte. Die Staatsanwaltschaft wartet noch auf einen schriftlichen Bericht der Exekutive.

Untersuchungshaft und psychiatrisches Gutachten

Gegen den Verdächtigen wird wegen schwerer Körperverletzung und gefährlicher Drohung ermittelt. Aussagen von Opfern und Zeugen sind noch ausständig. Für die schwere Körperverletzung drohen bis zu drei Jahre Haft. Die Staatsanwaltschaft beantragte bereits Untersuchungshaft für den Verdächtigen. Außerdem wurde ein Sachverständiger für Psychiatrie bestellt, der den Mann begutachten wird.

Die Angriffe sorgten auch für politische Reaktionen. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sagte, ein antisemitischer Hintergrund werde geprüft. Die FPÖ betonte, seit Jahren vor importierten Antisemitismus aus muslimischen Ländern gewarnt zu haben. Die türkische Kulturgemeinde in Österreich verurteilte die Angriffe und betonte, dass die Menschen aus der Türkei seit über 50 Jahren in Österreich mit den jüdischen Bürgern in gegenseitigem Respekt zusammen.