Friedhof Meidling: Rätsel um tote Hamster

Am Meidlinger Friedhof sind heuer bereits mehrere tote Hamster gefunden worden. Ein Anrainer ist besorgt, dass gezielt gegen die geschützten Tiere vorgegangen wird. Eine Obduktion der Umweltschutzbehörde gibt Entwarnung.

Immer öfter findet Tierschützer Andreas Weigl in den vergangenen Wochen tote Hamster am Meidlinger Friedhof, auch Jungtiere. „Im heurigen Jahr ist die Hamsterpopulation meines Erachtens deutlich zurückgegangen. Früher habe ich sehr viele Hamster beobachtet, heuer deutlich weniger – obwohl es ein milder Winter war“, zeigt er sich im Interview mit „Wien heute“ besorgt. Weigl hat den Verdacht, dass jemand mit Absicht gegen die streng geschützten Tiere vorgehen könnte, da sie häufig mit Schädlingen verwechselt werden.

Meidlinger Friedhof

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Ein Anrainer fand vermehrt verendete Feldhamster

Entwarnung kommt von der MA 22, der Umweltschutzbehörde der Stadt Wien. „Wir wissen, dass die Hamsterpopulationen von Jahr zu Jahr schwanken. Das ist ein ganz natürliches Phänomen. Ganz genaue Korrelationen etwa zur Witterung können wir nicht feststellen - aber die Schwankungen sind natürlich", so Wolfgang Khutter von der MA 22.

Friedhof Meidling: Rätsel um tote Hamster

Am Meidlinger Friedhof sind heuer bereits mehrere tote Hamster gefunden worden. „Wien heute“ hat nachgeschaut, was dahinter steckt.

Inzucht als mögliche Todesursache

Weigl lässt mehrere tote Tiere untersuchen, vergiftet wurden sie laut Analyse nicht. Bei einem „Wien heute“-Lokalaugenschein mit einer Tierärztin der MA 22 findet sich dann tatsächlich ein verendetes Tier, ohne äußere Verletzungen. Bei einer anschließenden Obduktion im Forschungsinstitut für Wildtierkunde ergab sich zumindest eine mögliche Erklärung für die vielen Todesfälle: In isolierten Populationen wie auf dem Meidlinger Friedhof kommt es zu keinem genetischen Austausch mehr und stattdessen häufiger zu Inzucht.

Diese genetische „Verarmung“ und der Verlust der Diversität machen den Hamster auch anfälliger für natürliche Feinde wie Greifvögel, Katzen oder Hunde.

Meidlinger Friedhof

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Der Meidlinger Friedhof ist Heimat einer Hamsterpopulation

Feldhamster auf der Roten Liste

Grundsätzlich ist der Feldhamster streng geschützt, er steht auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten und darf nicht verletzt oder getötet werden. „Grundsätzlich geht es dem Hamster in Wien relativ gut. Er gilt als gefährdet, weil es EU-weit deutlich schlechter aussieht, deshalb sind wir sehr froh, dass er sich in Wien so gut entwickelt“, sagt Khutter.

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