Nachwuchssorgen bei Nudisten in der Lobau

Wo ist der Nachwuchs für die Nackten? Diese Frage stellen sich offenbar viele FKK-Anhängerinnen und -anhänger in der Lobau. Denn die Jungen interessieren sich, wie es scheint, nicht mehr so für die Freikörperkultur wie früher.

Es ist nicht nur die Sommerhitze, der man im Naturistenpark Lobau entfliehen möchte. Die Sorgen und Zwänge des Alltags werden hier nicht nur buchstäblich abgelegt. Jeder ist mit jedem per du. Mann und Frau kann sich so richtig nackt und frei fühlen.

Nachwuchssorgen FKK

ORF

„Es ist unbeschwert“, begründet Heinz gegenüber „Thema“ die Vorteile des Freikörperkults. „Es sind alle gleich, egal ob Hilfsarbeiter oder Doktor“, so Naturistenpark-Besucherin Traude. Allerdings gibt es Störgeräusche in der „kleiderlosen“ Gesellschaft.

Vielfältige Gründe für Rückgang

Denn die Nudisten sind eine schrumpfende Neigungsgruppe. Die einzigen die im Naturistenpark Lobau bekleidet sein dürfen, sind Jugendliche bis 18. Trotzdem sind nur wenige Jüngere anzutreffen. Die meisten, die gerne hierher kommen, sind schon älter und kennen sich seit vielen Jahren. Die Gründe, weshalb sich viele Junge nicht mehr für FKK interessieren, seien vielfältig, sagen sie.

„Es war in meiner Jugend auch eine Protestbewegung. Das war ein Statement, ein mentales Statement. Die heutige Jugend interessiert sich für Job und Freizeit und will nicht protestieren“, so Margit. „Aber es werden wieder andere Zeiten kommen“, bleibt sie zuversichtlich. Die Stadt Wien schreibt dem Naturistenpark Lobau einen Zaun vor, das schützt vor Voyeuren, fördert aber womöglich die Phantasien jener, die nicht herein kommen, wird befürchtet. Mehr Offenheit täte der Bewegung gut, lautet der Tenor.

Nacktes Österreich

FKK zieht kaum noch junge Leute an. Im Naturistenpark in der Lobau werden die Hüllen vor allem von älteren Generationen fallen gelassen.

In den 1920er Jahren etabliert

Die Bewegung der Freikörperkultur kam in den 1920er Jahren aus Norddeutschland nach Österreich - auch im Zuge des gewerkschaftlichen Befreiungskampfes. Die Wohnungen waren klein, die Menschen drängten ins Freie. Der Gesundheitsaspekt spielte dabei ebenfalls eine Rolle. Der sozialistische FKK-Verein „Bund freier Menschen“ wurde 1934 im Austrofaschischmus verboten. Im dritten Reich waren FKK-Vereine wieder erlaubt, mussten sich aber ideologisch dem Regime unterordnen.