Haus der Geschichte bezieht Räume

Das Haus der Geschichte Österreich (hdgö) wird zwar erst im November eröffnet. Seit Mittwoch sind die sanierten Räumlichkeiten aber schon bezugsfertig, ein „Meilenstein“ für Direktorin Monika Sommer.

„Aufbruch ins Ungewisse - Österreich seit 1918“ lautet der Titel der Eröffnungsausstellung des Hauses der Geschichte Österreich in der Neuen Burg am Heldenplatz, das am 10. November seine Pforten öffnen wird. Das - vom Künstlerduo Ruth Anderwald und Leonhard Grond in Fotos und Videos begleitete - Projekt liege im Zeitplan, sagte Sommer. In den kommenden Wochen werden die Vitrinen aufgebaut, die Medienstationen installiert und die Objekte angeliefert.

Einige von ihnen wurden am Mittwoch bei einem Lokalaugeschein mit der APA als kleiner Vorgeschmack aus den Depots geholt: ein RAVAG-Mikrofon etwa, das „vermutlich“ vom ehemaligen Kanzler Kurt Schuschnigg bei seiner Abschiedsrede („Wir weichen der Gewalt“) benutzt wurde, ein Judenstern, ein von einem der Unterzeichnung des Staatsvertrags anwesenden Aufseher gefertigtes Modell der Szene, das er aus den Korken des gereichten Sekts geschnitzt hatte und ein Draken-Modellbausatz des Draken-Abfangjägers.

„Hoch die Republik“

Gestartet wird mit dem Gründungsdatum der Ersten Republik, dem 12. November 1918, und seiner Vorgeschichte. „Hoch die Republik“ soll einen differenzierten Blick auf die Umbrüche und Aufbrüche dieser turbulenten Jahre werfen. Im Saal daneben beginnt die 60 Meter lange Installation „Macht Bilder!“ als „chronologischer Handlauf“ durch die Ereignisse und Entwicklungen. „Wir erzählen die Geschichte Österreichs in sieben thematischen Zugängen und sind auch technisch am Stand der Dinge“, so Sommer. Man werde sich als Besucherin, als Besucher auf verschiedenste Weise einbringen können.

Haus der Geschichte Direktorin  Monika Sommer

APA/Hans Punz

Direktorin Monika Sommer will „Konfliktlinien offenlegen“

Man sei multimedial unterwegs und setze auch auf innovative Vermittlungsangebote und eine Webplattform, führt die Direktorin aus. Gleichzeitig wolle man aber auf die Aura des Einzelobjekts keinesfalls verzichten. Insgesamt verfügt das Haus der Geschichte über 1.800 Quadratmeter. Organisatorisch ist es in die Nationalbibliothek eingegliedert, räumlich fungiert es als Untermieter des KHM Museumsverbands.

Warten auf Evaluierung

Ob das Haus der Geschichte über die Laufzeit der Republiksausstellung - bis 17. Mai 2020 - hinaus im Haus verbleiben kann, hängt von der von Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) angekündigten Evaluierung ab. Sommer sieht ihr gelassen entgegen und ist sich sicher, dass es der Diskussion nur guttun werde, wenn man anhand der realisierten Ausstellung bald konkret wisse, worüber man rede.

Nicht mehr mitreden wollen indes die Rektorin der Akademie der bildenden Künste, Eva Blimlinger, und der Leiter des Dokumentationsarchivs des Widerstandes (DÖW), Gerhard Baumgartner, die im Juni den wissenschaftlichen Beirat unter Protest verließen.

„Auffassungsunterschiede über Pouvoir des Beirats“

Das Haus der Geschichte sei als erstes Museum, in dem ein derartiger Beirat eingerichtet worden sei, Neuland, daher gebe es Auffassungsunterschiede über das Pouvoir dieses Beirats, der vom Gesetzgeber als beratendes Organ eingerichtet worden sei, so Sommer. Nachdem beide zurückgetretenen Beiratsmitglieder von Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) bestellt worden waren, obliege ihre Nachbesetzung nun seinem Nachfolger Heinz Faßmann.

„Ich bin mit einem überparteilichen Verständnis und einem sehr sachlichen Zugang angetreten. Dort, wo es in der Wissenschaft keinen Konsens gibt, legen wir die Konfliktlinien auch offen und muten unseren Besucherinnen und Besuchern auch zu, sich selber ein Bild zu machen“, so die Direktorin.

Link: