Street-Art-Festival mit Klimt und Schiele

Zum fünften Mal findet seit Samstag das Calle-Libre-Festival statt. Die Straßenkunstwerke, auch von Schiele und Klimt inspiriert, werden dafür auf mehrere Bezirke ausgeweitet. Zudem wird auch eine Konferenz zum Thema Street Art abgehalten.

„Es gibt eine klare Trennlinie zwischen klassischem Graffiti und dem, was wir machen“, sagt Calle-Libre-Gründer Jakob Kattner. Denn im Gegensatz zu den meist buchstabenlastigen Graffitis ist die Straßenkunst des Calle Libre vollständig genehmigt und legal.

Seit mittlerweile fünf Jahren verwandelt das Calle-Libre-Festival Wiens Straßen in eine Bildergalerie. Künstler aus aller Welt - vorrangig aus Lateinamerika - dürfen dabei Häuserwände mit ihren Arbeiten gestalten. Auch der Wiener Künstler Moiz präsentiert seine Kunst beim Calle Libre. Seine Street Art verbindet geometrische und abstrakte Formen mit Graffiti und Kalligraphie.

„Nichtorte beleben“

Das fünfjährige Jubiläum des Festivals, das noch bis 11. August dauert, steht unter dem Motto „Cinco“. In fünf Bezirken sollen nicht nur die fünf Elemente sondern auch die fünf Sinne dargestellt werden. Die Kunstwerke entstehen in Mariahilf, in der Leopoldstadt, auf der Wieden, in Neubau und Rudolfsheim-Fünfhaus.

„Wir versuchen damit, auch gewisse Nichtorte zu beleben“, sagt Kattner. So wird etwa die Felberstraße in Rudolfsheim-Fünfhaus, vielen als ehemaliger Ort der Straßenprostitution bekannt, verschönert. „Wir wollen den Ort verwandeln und von der Stigmatisierung befreien.“ Da das Jubiläumsjahr mit dem 100. Todesjahr der Maler Gustav Klimt, Egon Schiele, Otto Wagner und Koloman Moser zusammenfällt, werden auch die Werke der Wiener Künstler thematisiert.

Der brasilianische Künstler Kobra interpretiert etwa gemeinsam mit der portugiesischen Kruella D’Enfer Gustav Klimt als collagenhafte Musterdarstellung. Auch ein Portrait von Egon Schiele soll daneben entstehen. Das Wandbild wird am 6. August auf der Wiedner Hauptstraße 78 gestaltet.

Entwurf Klimt Calle Libre

Calle Libre

Ein erster Entwurf der Klimt-Straßenkunst

„Brücke zwischen Subkultur und legitimer Kunst“

„Wir versuchen so eine Brücke zu schlagen zwischen Subkultur und legitimer, arrivierter Kunst“, sagt Kattner. Die Akzeptanz für diese Subkultur werde immer größer. Das könne man auch an den Kooperationen mit der Albertina und dem Museumsquartier erkennen. Bei den Anrainern steige das Interesse ebenfalls, hin und wieder stoße man aber auch heute noch auf Unverständnis.

Wichtig ist Kattner deshalb die Konversation zwischen Künstler und Betrachter. „Oft können die Leute die Botschaft nicht dechiffrieren. Sobald sie mit dem Künstler geredet haben, ist dann größere Akzeptanz, weil dieser in zwei Sätzen erklärt, was das Werk bedeutet“, sagt er.

Calle Libre Street Art Festival

Jolly Schwarz / Calle Libre

Die Akzeptanz für Straßenkunst werde immer größer

Live-Painting und Street Art Konferenz

Bei Calle Libre gibt es deshalb auch Live-Painting-Sessions, bei denen Interessierte den Künstlern über die Schulter schauen und Fragen stellen können, wie etwa bei der Entstehung des Klimt-Bildes am 6. August.

Im Rahmen der ersten Urban Art Konferenz möchte Kattner das Thema Street Art auch in einen theoretischen Zusammenhang bringen. „Wir wollen hier mit Leuten aus der Stadtverwaltung und der Kunstszene diskutieren, welche Auswirkungen urbane Kunst haben kann und welche Folgen Förderungen haben können.“

Denn fünf Jahre nach Beginn des Projektes - das eigentlich Teil von Kattners Doktorarbeit war - bedauert er, dass die Straßenkunst bisher keinen Einzug in Lehrpläne gefunden hat. Künftig möchte er diesen akademischen Ansatz deshalb auch fördern.

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