Frauen-Fußball: Wunsch nach Professionalität

Nach dem Erfolg des Nationalteams bei der Fußball-EM 2017 ist ein Hype um den Frauen-Fußball entstanden. Der Wiener Verein USC Landhaus spielt derzeit in der Bundesliga, davon leben können die Sportlerinnen jedoch nicht.

„Ich werde seit der EM im letzten Jahr öfters auf den Sport angesprochen“, sagte USC-Landhaus-Spielerin Katharina Aufhauser. Seit dem Erfolg der Frauen-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft 2017 sei das Interesse für den Sport gestiegen. „Viele fragen, ob man die Spielerinnen kennt, oder erzählen, dass sie die EM mitverfolgt haben. Ich glaube, dass viele damals erstmals mit dem Frauen-Fußball in Kontakt gekommen sind.“

Durch den Erfolg der Frauen habe der Sport einen großen Aufschwung erlebt. Die derzeit stattfindende Bundesliga hat zum ersten Mal in ihrer Geschichte einen Hauptsponsor. In den kommenden vier Jahren fungiert der Wasch- und Reinigungsmittelproduzent Planet Pure als namensgebender Partner.

USC Landhaus Bundesliga Spiel

ORF

Erstmals hat die Frauen-Bundesliga einen Hauptsponsor

Bisher kaum finanzielle Förderung

Von der finanziellen Förderung erhofft sich Aufhauser einen Schritt in Richtung professionelles Spielen. „Wir bekommen derzeit eine Fahrtkosten- und Aufwandsentschädigung, betreiben den Sport also rein amateurmäßig. Wir sind daneben alle berufstätig oder studieren.“ Allgemein, sagte sie, hätte der Erfolg 2017 hauptsächlich Auswirkungen auf das Nationalteam, im USC Landhaus merke man bisher kaum eine Veränderung.

Auch am Sonntagnachmittag ist es auf dem Gelände der Union trotz Bundesliga-Spiel eher ruhig. Für den Verein ist es das erste Spiel des Wettbewerbs, Gegner ist der FC Südburgenland. Die Frauen wärmen sich auf dem Spielfeld zu Cindy Laupers „Girls Just Wanna Have Fun“ und anderen Popliedern auf, die Tribüne füllt sich langsam.

Einziger Wiener Verein in höchster Liga

Beobachtet wird das Treiben von Vereinsobmann und Gründer Gerhard Traxler. Vom Balkon des Vereinsgebäudes hat er jede Bewegung im Blick. Traxler begleitete den Verein - der 1968 von der Herren-Mannschaft des Union SC Landhaus als Sektion aufgenommen wurde - von Beginn an und verpasste seitdem keines der Spiele.

Mittlerweile ist der USC Landhaus der einzige Wiener Verein in der höchsten Liga. Seit 2015 ist er eng mit der Wiener Austria verbunden, die Spielerinnen tragen auf ihren Trikots das FAK-Logo - mehr dazu in Wiens Frauen-Fußball abseits des Hypes.

„Das Publikum ist eigentlich immer gleich. Familie und Freunde sind immer da“, sagte Aufhauser. Neben Verwandten und Bekannten hat der USC Landhaus mittlerweile auch einen eigenen kleinen Fanclub. Ausgerüstet mit zwei großen Bannern, Kameras und veilchenfarbenen T-Shirts feuern die zehn das Frauenteam an. „Ich bin eigentlich Austria-Fan und wollte mir 2016 aus Spaß mit meinen Freunden auch einmal die Frauen-Mannschaft anschauen“, sagt Cluboberhaupt Roland.

USC Landhaus gegen Fc Südburgenland

ORF

Sonntagnachmittag spielten die Wienerinnen gegen den FC Südburgenland

Austria-Fans als Fanclub des Frauen-Teams

Aus dem einmaligen Ausflug entstand eine Regelmäßigkeit, mittlerweile verpasst der Salzburger fast keines der Spiele. Sogar zu der Champions-League-Qualifikation in Riga reist er mit zwei Freunden an. Um auch andere Austria-Fans für den Frauen-Verein zu begeistern, teilt er regelmäßig Turniertermine und Informationen über das Team auf der Facebook-Seite des Fanclubs.

Die Spielerinnen kennt er sehr gut, vor dem Spiel begrüßen ihn alle, auch der Trainer gibt ihm die Hand. „Es ist hier wirklich wie eine Familie“, sagte er. Der Wunsch nach mehr Zuschauerinnen und Zuschauern ist aber groß. „Die Mädels sind wirklich sehr gut, die könnten das ein oder andere männliche Team leicht besiegen. Da ist es schon sehr schade, wenn maximal 50 Leute zusehen“, sagte er.

Auftaktsieg für USC Landhaus

Am Sonntag waren rund 40 Zuseher dabei, der Fanclub jubelte und sang Austria-Chöre. Sie wollten eine Stimmung schaffen, die bundesligawürdig ist, sagten sie. Bei jedem Tor wurde der Jubel lauter, insgesamt starteten die Wiener Frauen mit einem 5:0-Sieg in die Saison.

Aufhauser hofft, dass mit solchen Erfolgen auch die Frauen-Bundesliga künftig mehr Aufmerksamkeit bekommt. Ein erster Schritt sei durch die diesjährige Liveübertragung von zehn Spielen auf ORF Sport + bereits getan. „Ich hoffe, dass wir bei den Spielen auch mehr Zuschauer bekommen“, sagte sie. „Es macht einfach viel mehr Spaß, vor einer vollen Kulisse zu spielen.“

Melanie Gerges, wien.ORF.at

Link: