Experte: Früherer Wahltermin wahrscheinlich

Nach dem angekündigten Rückzug von Grünen-Frontfrau Maria Vassilakou rechnet Politikberater Thomas Hofer mit einer vorgezogenen Wahl in Wien. Denn egal wer nachfolge, die Kandidaten müssten sich von der SPÖ abgrenzen.

Es werde jedenfalls eine „holprigere Phase“ für die rot-grüne Stadtregierung kommen, davon ist Hofer im Radio-Wien-Interview überzeugt. Unabhängig davon, ob Klubchef David Ellensohn oder Gemeinderat Peter Kraus der nächste Spitzenkandidat der Grünen wird. Denn „beide müssen sich positionieren und Ecken und Kanten zeigen - für die Grünen geht es in Wien um alles“, so Hofer. Daher rechnet er auch mit einer klaren Abgrenzung zur SPÖ, die sich derzeit ebenfalls „rigider“ gebe.

SPÖ in der „Passagierrolle“

Die SPÖ wiederum sieht Hofer in der „Passagierrolle“, sie müsse „abwarten und reagieren“ - keine leichte Rolle. „Ich wäre nicht verwundert, wenn wir vor dem regulären Termin im Herbst 2020 wählen“, so der Politikexperte. Die Wahrscheinlichkeit für vorgezogene Neuwahlen steige jedenfalls - mit dem Lobautunnel, der Verkehrsthematik und den geplanten bzw. neuen Verboten in der Stadt gebe es viele Bruchstellen.

der Politberater Thomas Hofer im "Wien heute"-Studio

ORF

Hofer hält vorgezogene Neuwahlen fpr wahrscheinlich

Den angekündigten Rückzug von Vassilakou sieht Hofer als „von langer Hand geplant“. Seit Peter Kraus seine Kandidatur verkündet habe, sei es klar gewesen, das Vassilakou nicht gegen ihren „politischen Ziehsohn“ antritt, meinte Hofer. Der Rückzug selbst war für den Experten eine „politische Notwendigkeit“, denn Vassilakou sei bei den Grünen intern beschädigt gewesen - Stichwort Heumarkt. „Sie wusste besser als alle anderen, dass sie jedenfalls beschädigt aus so einer Obfrau-Kür herausgegangen wäre“, meinte Hofer - mehr dazu in Vassilakou tritt nicht mehr an.

Wahlmodus für Kraus „hergerichtet“

Zwischen den beiden bisher bekannten Kandidaten für ihre Nachfolge, Ellensohn und Kraus, sieht Hofer ein „offenes Rennen“, wenn auch der neue Wahlmodus mit Stimmen nicht nur von Parteifunktionären Kraus begünstige: „Natürlich wurde dieser Wahlmodus durchaus auch für Peter Kraus hergerichtet, damit er bessere Chancen hat. Er positioniert sich als Erneuerungsansage“, analysierte Hofer. Diesmal können auch registrierte Wählerinnen und Wähler mitstimmen - mehr dazu in 410 Wähler und zwei grüne Kandidaten.

Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne)

ORF.at/Peter Pfeiffer

Maria Vassilakou hat ihren Rückzug angekündigt

Beide Kandidaten für „Generationenwechsel“

Bis Dienstagabend kann man sich noch als neue grüne Spitze bewerben: „Ursprünglich hätte ich gedacht, wir werden eher zu viert oder zu fünft sein“, so Ellensohn. Eine offene Wahl sei aber auch mit zwei Kandidaten gewährleistet. Den beschworenen „Generationenwechsel“ könne er jedenfalls auch gewährleisten - denn es gehe nicht nur um das Alter, sondern vor allem um einen Wechsel bei Inhalten und beim Team: „Wir glauben, wir machen Politik für alle. Aber scheinbar hören uns nicht alle, das muss sich ändern“, so Ellensohn.

Kraus versucht sich als „neue Generation der Grünen“ zu positionieren. Dass er weniger Erfahrung hat als Ellensohn, will Kraus nicht als Nachteil sehen: „Meine Stärke ist, dass ich eine Bewegung von ganz vielen Ehrenamtlichen schon gestartet habe. Diese Öffnung, neue Leute hereinzuholen - das ist mein Erfolgsrezept“, so Kraus.

red, wien.ORF.at

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