„Eigensinn der Dinge“ im Kunst Haus Wien

Das klassische Genre Stillleben erfährt aktuell einen Hype in der zeitgenössischen Kunst. Dem „Eigensinn der Dinge“ wird im Kunst Haus in Wien-Landstraße mit einer Ausstellung nachgespürt.

In den nächsten vier Monaten können in der Herbstausstellung „Stillleben. Eigensinn der Dinge“ Fotoarbeiten von 26 internationalen und österreichischen Künstlern und Künstlerinnen besichtigt werden. Kuratorin Maren Lübke-Tidow bereitete die unterschiedlichen Aspekte des zeitgenössischen Stilllebens greifbar und verständlich auf.

So verweist Andrzej Steinbach in seiner Arbeit auf die Beziehung zwischen Dingen und Menschen, indem er die Fotografie einer scheinbar achtlos auf den Boden geworfenen Bomberjacke mit einer von Steinen - potenziellen Wurfgeschoßen - kombiniert. „Die Bomberjacke hat die politische Sprengkraft, die sie vorher hatte, verloren“, so Lübke-Tidow. Sie ist damit zum Objekt der Kommerzialisierung geworden. Oft steht aber auch das abgebildete Ding an sich im Vordergrund.

Leben verlangsamen und Menschen irritieren

In einer hektischen und vom Internet stark beeinflussten Gegenwart kann das Stillleben auch eine verlangsamende Wirkung haben. So widmet sich das Kunst Haus auch solchen Fotografien, bei denen nicht sofort erkennbar ist, was sich darauf befindet. Etwa Zoe Leonards Fotos von festgetretenen Kaugummis, die zunächst eher wie abstrakte Kunst wirken.

Ausstellungshinweis
„Stillleben. Eigensinn der Dinge“, von 13. September 2018 bis 17. Februar 2019, Kunst Haus Wien, täglich 10.00 bis 18.00 Uhr

Oder auch die Bilder von gefundenen Jacken von Gerald Domenig, der als einer von sechs Österreichern in der Ausstellung vertreten ist. Er will Besucherinnen und Besucher damit animieren, „irritiert zu sein, stehen zu bleiben und zu schauen“. Meist wurden die Dinge so abgelichtet, wie sie von den Fotografen im Alltag gefunden wurden. Und gerade weil so manche Bilder dadurch an Ästhetik einbüßen, sind die Verweise an die Realität so glaubwürdig.

Expertenrunde und Fotoworkshop

Die Ausstellung begleitet ein umfangreiches Rahmenprogramm. Kuratorin Lübbke-Tidow führt an ausgewählten Abenden durch die Ausstellung. Das Thema „Stillleben“ wird ebenso in einer Podiumsdiskussion und Expertenrunden, unter anderem im Rahmen der internationalen Kunstmesse „Vienna Contemporary“ behandelt.

In einer Kooperation mit dem Fotografen Kay von Aspern wird zudem ein Workshop für angehende Fotokünstlerinnen und -künstler zum Thema „Urban Stills - Stillleben in der Stadt“ organisiert. Dabei steht die Arbeit im öffentlichen Raum im Mittelpunkt. Die Arrangements der Motive werden vom Alltag und dem städtischen Leben geschaffen.

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