Solidarität mit inhaftiertem Journalisten

Der steirische Journalist Max Zirngast bleibt in Ankara in Polizeigewahrsam. In Wien ist eine Solidaritätsaktion gestartet worden. Ehemalige Kollegen an der Universität haben in einem Schreiben die sofortige Freilassung gefordert.

Die Entscheidung zur Verlängerung des Polizeigewahrsams fällte die türkische Staatsanwaltschaft, teilte der Sprecher des Außenministeriums, Peter Guschelbauer, Freitagabend mit. Zuvor hatte seinen Angaben zufolge ein Gespräch zwischen dem Rechtsanwalt des 29-Jährigen und der Staatsanwaltschaft stattgefunden. Die Botschaft stehe mit dem Anwalt des Österreichers in Kontakt, so der Außenamtssprecher.

Wie lange der Journalist, Autor und Student noch in Polizeigewahrsam bleiben muss, ist ungewiss. Die türkischen Justizbehörden werfen dem politisch links engagierten Mann „Nähe zu Terrororganisationen“ vor. Die Ermittlungen dauerten an, hieß es.

Solidarität mit inhaftiertem Journalisten

Der österreichische Journalist Max Zirngast bleibt in Ankara in Polizeigewahrsam. In Wien ist eine Solidaritätsaktion gestartet worden.

„Haltloser Vorwand“

Zahlreiche Studierende, Professoren, Mitarbeiter sowie die Hochschülerschaft (ÖH) der Universität Wien verurteilen die Verhaftung des jungen Autors „auf das Schärfste und fordern seine sofortige Freilassung“. 115 Personen unterzeichneten die Solidaritätsaktion.

Der 29-Jährige arbeitet seit drei Jahren in Ankara und studierte zuvor Politikwissenschaft und Philosophie an der Universität Wien. Er sei „stets als engagierter und solidarischer Kollege und exzellenter Studierender an der Universität Wien aufgetreten, der sich gegen gesellschaftliches Unrecht sowie für demokratische Rechte eingesetzt“ habe, wird in dem Solidaritätsschreiben angeführt.

Die Unterzeichner sind deshalb „der Überzeugung, dass es sich bei den ihm zur Last gelegten Vorwürfen um einen haltlosen Vorwand handelt, um kritische Stimmen in der türkischen Öffentlichkeit einzuschüchtern und mundtot zu machen.“

„Reporter ohne Grenzen“ für rasche Entscheidung

„Er ist jemand, der sich einfach für andere Menschen engagiert, für Menschenrechte und Demokratie eintritt, und dafür offensichtlich auch Risiken eingeht. In diesem Sinne versuchen wir jetzt, ihn entsprechend zu unterstützen“, meinte Gerald Posselt, Senior Lecturer am Institut für Philosophie, in „Wien heute“.

„Ich würde mir wünschen, dass quais alle diplomatischen und politischen Kanäle heißlaufen, damit Max möglichst schnell aus dieser Situation herauskommt“, so Matthias Flatscher, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft.

Die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ fordert, dass in den ersten zehn Tagen etwas geschehen muss, wie Präsidentin Rubina Möhring in „Wien heute“ sagte: "Wenn keine Entscheidung gefällt wurde, ob er nun zu Recht festgehalten wurde oder nicht, dann wird es schwierig. Dann kommt er in Untersuchungshaft in ein Gefängnis. Im vergangenen Jahr hat Erdogan die Untersuchungshaft von fünf Jahre auf sieben Jahre verlängert. Es gibt Kolleginnen und Kollegen, die früher kein einziges Mal einen Staatsanwalt oder Richter gesehen haben

Bundesregierung: Vorwürfe konkretisieren

Die Bundesregierung hatte am Donnerstag die Türkei aufgefordert, die Vorwürfe zu konkretisieren. Die Türkei solle darlegen, was dem Journalisten vorgeworfen werde; wenn das nicht möglich sei, müsse eine „sofortige Freilassung“ erfolgen, so Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Ähnlich äußerte sich Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ), der die Türkei aufforderte, die Vorwürfe offenzulegen oder den Österreicher freizulassen - mehr dazu in Journalist in Haft: Regierung fordert Freilassung (steiermark.ORF.at).

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