„Last-Minute-Abrisse“: Gericht am Zug

Seit Anfang Juli gelten in Wien strengere Regeln für den Abriss von Gründerzeithäusern. Zahlreiche Schleifungen wurden deshalb gestoppt. Die MA 19 hat 22 Häuser als erhaltenswert eingestuft - nun ist das Verwaltungsgericht am Zug.

Insgesamt 80 Häuser, die vor 1945 errichtet wurden und abgerissen werden sollten, hat die MA 19 überprüft. Laut Gerhard Cech von der Wiener Baupolizei sind bereits „so gut wie alle Abrisshäuser überprüft. Im Moment gibt es keine neuen größeren Abrisse in der Stadt“. Bei 50 der geprüften Baustellen wurde eine Einstellung der Abbrucharbeiten verfügt.

Baupolizei: „Nun ist Verwaltungsgericht am Zug“

22 Häuser wurden schließlich laut Cech als erhaltenswert eingestuft und der Abbruch gestoppt. „Es ist in so gut wie allen Fällen Beschwerde erhoben worden. Nun ist das Verwaltungsgericht am Zug“, sagt Cech gegenüber Radio Wien. Bis zu einer Entscheidung dürfen die Gebäude nicht weiter abgerissen werden. In manchen Fällen ist auch offen, ob Rückbauten erfolgen müssen. Das Absichern der Baustelle gegen Einsturz muss jedenfalls der Hauseigentümer zahlen.

28 Häuser durften weiter abgerissen werden

Unter den als erhaltenswert eingestuften Gebäuden finden sich etwa die einstige k.u.k Sicherheitswache in der Schüttelstraße, Schokoladenfabrik Viktor Schmidt & Söhne in der Geiselbergstraße oder ein Gebäude in der Floßgasse, in dem einst ein jüdisches Bad untergebracht war. Anfang August war noch von 25 als erhaltenswert eingestuften Gebäuden die Rede - mehr dazu in - Abriss-Stopps: Schlecht gesicherte Baustellen. „Nach weiteren Prüfungen sind es letztlich die 22 geworden“, so Cech.

Für insgesamt 28 Gebäude hat es von der MA 19 grünes Licht für den weiteren Abbruch gegeben - und bei rund 30 war schon so viel Substanz abgerissen, dass die Baustelle nicht einmal mehr eingestellt werden konnte. Dass Gebäude, die vor 1945 errichtet wurden, seit Sommer auf ihre Erhaltenswürdigkeit geprüft werden müssen, geht auf eine Novelle der Bauordnung zurück.

Eigentlich hätte die Bauordnung mit diversen anderen Punkten erst im November beschlossen werden sollen. Einige Hauseigentümer nutzten laut Stadt aber die Zeit bis zu den angekündigten Verschärfungen noch für „Last-Minute-Abrisse“ - mehr dazu in Gründerzeithäuser: Viele Last-Minute-Abrisse. Um derlei zu unterbinden, entschloss sich Rot-Grün, den Abbruch-Part der Novelle vorzuziehen. Er gilt bereits seit Anfang Juli.

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